Märchenschlund und Zahnes Viperngift

 

Das Licht spielt, wie es von jeher mit der Welt spielte. ‘Sehen’ ist ein spätes Stichwort, ‘Wahrnehmen’ ist das erste. Planetenstaub, angebumst von Koronalen Massenauswürfen, Tiktaalik rosea, der dann Affe wurde …, Bettzeug, das nach barocken Liebesgelagen muffelt. Die Zunge der Zeit hat hier mit fetten Zotten den frischen Geschmack in ihren Rachen genommen, der Eindruck ist nur noch ein finsteres, oxidiertes Relief. “Wo bin ich?” Tja, wo bist du hier? Er will nur seine Stimme hören, die ihm der Katzenjammer zugesteht. Es gibt Märchen, da antwortet der Teekessel überschwappend der magischen Brühe: “Rauss mitt dirr, bevor man die Prinsessin skalapiert …”, und ein Pferd tritt ein – ah, es ist ein Friesenhengst – freundlich, mit Hafer in den Ganaschen. Der junge Held, von burlesker, ganymed’scher Schönheit, tränkt seinen Körper im jetzt golden daherfunkelnden Sonnenschein, der durch die Risse der garstigen Schwiegermutterscheiben taumelt … “Ich werde dich erretten …”, dann ein recht merkwürdiger Name – sagen wir: Behrokh; sagen wir: Behrokh Espenlauba, die zitternd mit noch blonder Mähne im Turmzimmer zu Karstenfels ganz oben unter’m Dach dem Einen harrt, der eine sehr, sehr durstige Kehle hat. Das Märchen beschreibt das runde, zugige und von aussen abgeriegelte Zimmer mit ein- zwei romantischen Paradesätzen, verschweigt die Bettpfanne und den stinkenden Essenstrog, erwähnt allerdings die Unmöglichkeit, das Gemäuer zu erklimben. Viele haben’s schon probiert, hört man da, alle sind sie schauerlich deformiert an ihrem Leib ins Geisterreich gefahren. Der Zauber wirkt, der Zauber wirkt immer. Nur die untadelige, aufrechte Kraft der sexuellen Gier wird den Bann brechen können, der von der bösen, aufopfernden und selbstlosen Liebe wie ein beklemmendes Band um das Kastell, mit dem ansonsten recht putzigen Garten, gegürtet wurde.