Lila, die mich seit Tagen begleitet und sich die Rohfassungen der gesprochenen Symphonie als erste anhören darf, brachte heute morgen einen Erdbeerkuchen. Als sie in aller Herrgottsfrühe mit dieser rotleuchtenden Torte vor meinem Bett gastierte, war das Bild des Erwachens beinahe identisch mit dem vorher geträumten.
„Du siehst heute aus wie jemand, den ich kenne“ sagte ich in die Morgensonne hinein. Ich habe das Glück der zwei Balkone, so dass ich in jede Art von Sonne blinzeln kann, aber die Morgensonne schiebt selbst meine Tage an, die Nachmittagssonne zieht den Tag dann schließlich über astronomische Hügel.
„Du siehst ebenfalls aus, wie jemand, den ich kenne. Nicht nur heute.“
„Es sind die Erdbeeren.“
Lila machte Kaffee und überließ mich meinen Morgennotizen, die ich von oben bis unten mit Tortenguss beschmierte. Sie kannte den Geschäftsführer von Hoffmann & Campe und liess nicht locker, mich dazu zu bewegen, das Manuskript dort einzureichen. „Gerade in Verbindung mit diesem fulminanten Hörbuch…“
„Ist kein Hörbuch, ist nämlich kein Buch. Außerdem bin ich nicht interessiert. Ich habe ganz andere Pläne. Ich benötige mein eigenes Imperium.“
„Aber ich sehe aus, wie jemanden, den du kennst. Auf solche Leute muss man hören.“
Dann schüttete ich mir den heißen Kaffee über die Weichteile, was mich beinahe vom Balkon fallen ließ. Natürlich aus Nervosität. Fabienne ist ab heute endgültig Wöchnerin und ich denke die ganze Zeit an Blumen. Aber ich denke auch an das zarte kleine Wesen, das ihr gleichen wird.
„Du kannst heute nicht mit mir reden. Ich schussle mich durch den Tag.“
„Wir müssen nicht reden. Setz dich hin und schreib.“
„Ich werde heute nicht schreiben. Pediküre, Massage, Maske – Blumen…“
„Narzisst.“
„Tut mir nicht leid.“