Startseiteschmachtender windDer schmachtende Wind, S4 Z4 – S5 Z15, Transtextualität, Prätext + 2 Fotographien

Die Fenster der drei Wirtshäuser Gasthäuser paßten sich der Dunkelheit an (drei Gaststätten sind bei einer Bevölkerungszahl von 198 durchaus bemerkenswert; davon 21 Schüler, 8 Kleinkinder und 94 Frauen). Alle drei aber waren dem Suff verpflichtet.
Die Dämmerung dickwandiger Keller sorgte im Gasthof zum Schwarzen Hammer für ein Gefühl der Sicherheit und hielt die Atmosphäre der nahegelegenen Fässer und deren tausend guter Trünke zusammen. Es gab genügend Licht, um den Sonnentropfen im Becher schweben zu sehen; nicht zu viel, damit das Auge nicht das Übergewicht erhielt über die Nase, die an der Blume saugt, vorsichtig genähert, tastend, leise gestrafft.
Faschingstänze und andere Festivitäten bildeten eine Brücke zur Außenwelt.
Im Egertal ziemte sich die dem Buche ‹A delicate Diet for daintie mouthed Dronkardes, wherin the fowle Abuse of common carowsing and quaffing with hartie Draughtes is honestile admonished› (erschienen1576) entnommene Klassifizierung der unterschiedlichen Räusche und deren Träger. Da gab es Menschen, die soviel soffen, daß sie dann affentrunken waren und hin und her tanzten. Andere waren löwentrunken, schmissen mit Porzellan und Zinnkrügen um sich, nannten ihre Wirtin eine verdammte Hure und zerschmetterten die Fensterscheiben mit dem Dolch. Wieder andere waren schweinetrunken. Sie wälzten sich auf dem Boden, lallten, daß sie noch mehr zu trinken wünschten und besudelten ihre Kleider. Dann gab es solche, die schlaftrunken waren. Sie verzapften den größten Blödsinn als der Weisheit letzter Schluß, obwohl sie kaum noch ein vernünftiges Wort hervorbringen konnten. Besonders übel waren jene, die der Autor des Kompendiums bockstrunken nannte. Wenn diese richtig vollgesoffen waren, hatten sie nur Bocksgelüste und mochten auf jede Frau springen, die das Pech hatte, in ihrer Nähe zu sein. Andere wieder waren fuchstrunken. Nur in diesem Zustand waren sie bereit und fähig, Geschäfte abzuschließen, wobei sie ihren – natürlich auch besoffenen – Partner listig übers Ohr hauten. Im Egertal waren all diese Typen zu beobachten. Bliebe noch die Rede vom Scharfen Eck, das sich am anderen Ende der unendlich langgezogenen Straße, kurz vor der Auffahrt zur Bundesstraße befand, wo es einen abschüssigen Fußballplatz gab, der ein Lieblingsplatz der Maulwürfe war, etwas stiefmütterlich und für diese Geschichte nicht eigentlich relevant.

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Scharfes Eck (von Hinten kommend)

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Egertal, Dreh- Und Angelpunkt der Kneipenszenen


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