Juni, Zwölf, Sieben

19.05

Es ist wurscht, was man schreibt, man muss jeden zu wort kommen lassen. Dann erst dürfen wir entscheiden.

19.11

Studienfaktor: sinnlosigkeit. Mir entgeht alles, und das schöne ist: jeder weiß es, nur ich nicht. Das habe ich nachgeholt. Literatur macht blöd, man hört auf zu leben, zumindest so, wie ich das betreibe. Ich glaube, ich scheiß drauf, aber ich muss es mir gut überlegen. Es ist der Rimbaud-Punkt, an dem man nichts mehr zu sagen hat, weil gesagt wurde, was gesagt werden wollte. Die literatur, das ist freilich ein riesengroßer schwindel, so als hätte die welt literatur überhaupt noch nötig. Das interesse am anderen, der schreibt, der von mir aus auch schreibt oder der zumindest so denkt, als könne er eines tages schreiben oder als hätte er einst geschrieben, hebt das auf, was dann, wenn es praktiziert wird, nichts übrig lässt außer tote gedanken, wie ein stinkendes, zermalmtes tier auf dem asphalt – jedes zurückholen des gedankens, des geschriebenen gedankens ist der nächste pneu.

19.37

All diese erscheinungen sprechen eine sprache und alles seiende trägt botschaften in sich, die so schwer zu verstehen sind, daß wir unendlich lange bräuchten, um sie zu entschlüsseln.

Veröffentlicht von

Michael Perkampus

Michael Perkampus war Moderator der Literatursendung Seitenwind für Radio Stadtfilter in Winterthur. Er ist Autor, Übersetzer und Herausgeber des Phantastikon.