April, Elf, Zehn

5.03
Ich versuche nicht so sehr etwas für mich zu erreichen als in mir. Das ist alles, was ich für die Literatur tun kann Damit meine ich nun gar nicht die Ansicht darüber, wie wir heute Literatur prozedieren. Mein Maryrium, mein Opfer ist ein echtes. Zumindest ist mir kein ähnlicher Fall bekannt. Die Technik frisst uns alle auf und tötet unser Verstehen, je weiter wir glauben zu wissen. Einen Gott wollen wir entstehen lassen, der uns kurz unter seinem Lid erspäht und verrät, wie er’s gemacht. Im Weltall und in Genf.

Die gute Frau von Stael, die die von den Doitschen gierig aufgegriffene Formel ‘Land der Dichter und Denker’ schuf – kannte zu dieser Zeit die Zuchthäuser nicht, die Kasernen, die eigentlich schon immerwährende Verblödung des Barbarenauswurfs. Das lag vornehmlich an unseren Gebildeten, die da nach Frankreich drangen. Aber wie! Dort hält man Goethe und Schiller für Romantiker. – Das dürfte Madame heute wohl beschämt zurückgenommen haben. Von der Literatur verstehn die Deutschen nämlich nichts, vom Denken schon mal gar nicht.

Weiter an der Gilde in Prosa.

Veröffentlicht von

Michael Perkampus

Michael Perkampus war Moderator der Literatursendung Seitenwind für Radio Stadtfilter in Winterthur. Er ist Autor, Übersetzer und Herausgeber des Phantastikon.