Clemens Schittko: Wie fängt man sich Wolken ein? (Lyrik)

Wie fängt man sich Wolken ein?

Clemens Schittko

Wie fängt man sich Wolken ein?
Es wird hinterfragt,
um das Hinterfragen an sich / nicht zu hinterfragen.
Abgewandert in die Prosa ist das lyrische Ich.
Vorbei an aufgeschlagenen Speisekarten,
die aussehen wie Gedichtbände.
Und abwesend sind diejenigen, die es betrifft
und gegen die wir schreiben,
solange uns ihre Abwesenheit nichts anhaben kann.
Erinnere dich daran, dass du vergessen wolltest.
Erinnere dich oder vergiss es,
wie du dich selbst nie vergessen würdest.
Grenzen werden nicht überschritten;
sie werden verschoben.
Das Pflaster, von der Haut gezogen,
reisst eine verheilte Wunde auf.
Ein Rieselfeld das Gehirn,
wenn wie ein Unwetter
die Bilder sich im Beifall entladen
und das Stilleben unserer Körper schalten,
das weder die Sprache selbst ist
noch eine Zeit, die so verbracht wird,
wie Leichen verbracht werden
oder GRAS formatiert,
wenn es rückwärtsgelesen den SARG abgibt.
Ich bin ein Zitat, wo das Zitat bereits Zitat ist,
ein Schweigen – viel redend / nichts sagend –
der Tunnel am Ende des Lichts.
Um die Menschen von der Strasse zu bekommen,
wurde das Auto erfunden;
um sie von den Gehwegen zu bekommen, das Fahrrad –
so schneidend das Licht…


Clemens Schittko (Glarean Magazin)

Clemens Schittko

Geboren 1978 in Berlin/DDR, Ausbildung zum Gebäudereiniger, arbeitete als Fensterputzer, abgebrochenes Studium der Literatur-, Musikwissenschaft und Philosophie. Zur Zeit Hilfsbuchhalter, Transportarbeiter und Lektor in einem kulturwissenschaftlichen Verlag, seit 2002 Veröffentlichungen in Zeitschriften. Lebt in Berlin

Lesen Sie im Glarean zum Thema Lyrik auch das „Gedicht des Tages“ von Wassily Kandinsky: Immer Zusammen
… sowie drei Gedichte von Ines Oppitz: Hoffnung
… und ein Gedicht von Semier Insayif: Schreib Gesang

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