Denksport auf 64 Feldern
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Schach-Kriminalistik pur
Der Stuttgarter Problem-Komponist Peter Krystufek (geb. 1948) stellt seit 1983 in zahlreichen Schach-Zeitungen und -Spalten seine speziellen Kniffeleien vor. Dabei geht es nicht mehr einfach darum, in n-Zügen matt zu setzen, sondern es gilt, «mit geradezu kriminalistischem Fingerspitzengefühl, Kombinationsgabe und logischem Denken z.B. vergangene Züge zu rekonstruieren, unbekannte Schachfiguren zu ermitteln, unkorrekte Stellungen oder andere rätselhafte Zusammenhänge zu erkennen. Hinter diesen Schachrätseln verbergen sich Denksportaufgaben, die auch Ihr Schachcomputer kaum wird knacken können.»
Soweit der vielversprechende Klappentext eines rororo-Bändchens von Krystufek namens «Schach-Kniffeleien». Es versammelt exakt 103 Aufgaben, die es in der Tat in sich haben! Wahrlich ein Hirnschmalz-Test der dritten Art – und das Besondere dabei: Man muss vom Schach nicht viel verstehen: «Es genügt, die Schachregeln zu kennen und zu beherrschen», wie der Autor ermunternd betont.
Das 128-seitige Taschenbuch ist garniert mit entsprechenden Diagrammen sowie ausführlichen Lösungstexten und erschien im Hamburger Rowohlt Verlag.
Wenigstens drei Miniaturen daraus seien hier als Appetitanreger zitiert:
Kniffelei Nr.1
Weiss zog zuletzt, nimmt aber diesen Zug wieder zurück und kann dann in einem Zug mattsetzen. Wie?
Kniffelei Nr.2
Die Damen beider Seiten haben noch nicht gezogen. Wie viele Springerzüge sind mindestens geschehen?
Kniffelei Nr.3
Weiss ist am Zug. Wie geht die Partie bei beidseits bestem Spiel aus?
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Lösungen:
Nr.1
Der letzte Zug war Bf7xLg8D. Auf g8 muss ein sL stehen (Schwarz hatte also einst umgewandelt), denn dann geht Bf7-f8S matt.
Nr.2
Man kommt mit den beiden offensichtlichen Springerzügen Sb1-c3 und Sg8-f6 aus: Der schwarze Königsläufer wurde auf g3 vom weiβen h-Bauern geschlagen. Dann gelangte der weiβe Königsturm ins Spiel und wurde auf c6 vom schwarzen b-Bauern geschlagen, was wiederum den schwarzen Damenläufer aktivierte. Dieser konnte anschlieβend auf b3 vom weiβen a-Bauern auf b3 geschlagen werden. Der dadurch zum Leben erweckte weiβe Damenturm schlug auf b8 den schwarzen Damenspringer, was seinerseits nun den schwarzen Damenturm befreite, welcher darauf über die offene h-Linie auf g1 den weiβen Königsspringer schlagen konnte. Bevor schlieβlich der schwarze Damenturm auf h3 vom weiβen g-Bauern geschlagen werden konnte, musste noch der weiβe Damenturm ebenfalls auf der h-Linie nach h2 oder h1 ziehen (er steht jetzt auf f1!)
Nr.3
Weiβ setzt in spätestens 4 Zügen matt! Die Stellung des schwarzen Königs und der schwarzen Dame ist nur möglich, wenn Schwarz von «unten nach oben» zieht! Dann gewinnt Weiβ mit: 1. Sb8-d7 Sg1-f3 2. Sd7-c5 Sf3-e5 3. f4xe5 beliebig 4. Sc5-d3 matt Bei allen anderen Zugfolgen kann Weiβ bereits mit seinem 3. Zug auf d3 mattsetzen.
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