„Alles werde ich sowieso nicht erzählen.“ verspricht der polnische Lyriker und Essayist Zagajewski zu Beginn seines Buches „Die kleine Ewigkeit der Kunst – Tagebuch ohne Datum”.
In seinen Aufzeichnungen lotet er das Spannungsfeld zwischen sich und der Welt aus, mit der Kunst als Mittler, Katalysator, ja Sprachrohr seiner Wünsche und Sehnsüchte. Er lässt uns an den Dingen teilhaben, die ihn zeitlebens beeinflusst und geprägt haben: an Literatur und Musik, bildender Kunst und Philosophie einerseits, seiner Familie und deren Geschichte, seinen Freunden und Bekannten andererseits. Es gibt keine zeitliche Stringenz der Ereignisse, sondern es geht ihm eher um persönliche Erkenntnisse, um Lehre, um Wissensvermittlung und Erziehung. So ist es mehr ein Essay, ja eine Gedankensammlung.
Und doch gibt es wiederkehrende Themen in seinem Buch, von denen wohl das wichtigste die Deportation aus dem ukrainischen Lemberg und zwangsweise Umsiedlung ins heute polnische Gleiwitz ist. Gleiwitz, die Stadt ohne Sprache, wie er sie nennt, die in kurzer Zeit vom Deutschen ins Russische und schließlich Polnische wechseln musste und darüber verstummt ist.
Er aber sehnte sich stets danach zu sprechen „aber nicht ohne Sinn und ohne Kunst“. Nach dem 1975 erteilten Schreibverbot emigrierte der mittlerweile in Krakau, der „Stadt der Expression“, lebende Zagajewski nach Aufenthalten in Westberlin und den USA nach Paris. Erst 2002 sollte ihn sein Weg wieder zurück nach Krakau, der Stadt seiner Studentenzeit führen. Und so ahnt man seine Rastlosigkeit. Die Suche nach einem Gefühl der Heimat zieht sich durch all seine Werke.
In seinem Gedicht „Bildbeschreibungen“ heißt es: „Wir sind in einer fremden Stadt-fast immer in einer fremden Stadt.“ Erbauung fand er jedoch stets in der Kunst. Er verehrte Mahler, Brahms, Mozart, Gottfried Benn, Joseph Brodsky und Ossip Mandelstam.
Zagajewski wurde in diesem Jahr mit dem Eichendorff-Literaturpreis als einer der bedeutendsten polnischen Autoren der Gegenwart geehrt.
Adam Zagajewski „Die kleine Ewigkeit der Kunst – Tagebuch ohne Datum“
Carl Hanser Verlag / Edition Akzente
320 Seiten