Trauer um Juliano Mer-Khamis

Es erscheint mir wichtig, dass wir als Kulturmagazin dieses Statement noch einmal unterstreichen und verbreiten. Das Freedom Theater in Jenin ist und bleibt ein wichtiges politisch kulturelles Projekt zur Problematik Palästina/Israel und so ein Verlust geht tief. Aber hier einfach unkommentiert das Statement des Centraltheaters:

“Geschockt haben wir die Mitteilung unserer Freunde vom Freedom Theatre Jenin empfangen, dass Juliano Mer-Khamis einem feigen wie gezielten Mordanschlag zum Opfer gefallen ist.

Sebastian Hartmann: “Mit Juliano Mer-Khamis verliert das internationale, der Verständigung der Kulturen und dabei speziell einer palästinensischen Identität verpflichtete Theater einen seiner engagiertesten Vertreter.”

Das Projekt “Mein Land Biladi”, das das Spinnwerk des Centraltheater gemeinsam mit dem Freedom Theatre Jenin durchführte, hat die Leipziger Produktionsmitglieder um die Projektleiterinnen Anja Nioduschewski und Katrin Richter in den vergangenen zwei Jahren mehrmals nach Dschenin ins Westjordanland geführt. Die Produktionsmitglieder aus Dschenin waren an unserem Haus zu Gast, Juliano Mer-Khamis selbst zuletzt im Oktober 2009.

Anja Nioduschewski: “Der Verlust greift tief. Die mehrjährige Zusammenarbeit, über viele kreative Konflikte hinweg, hat die Achtung voreinander nie kleiner werden lassen. Die Bedeutung, die dieser Mord für die Kulturentwicklung im Westjordanland haben wird, ist noch nicht abzusehen. In der für ihn charakteristischen Radikalität hatte Juliano sein Leben von jetzt auf gleich dem Aufbau eines Theaters in dem komplett zerstörten Flüchtlingslager von Dschenin verschrieben. Er war der Visionär und Motor für eine hoffnungslose Jugend in Dschenin, die Theater weder kannte, noch jemals gedacht hätte, dass Theater ein sinnstiftendes Ausdrucksmittel sein könnte.”

Wir, das Centraltheater, haben uns vor Ort von der Leidenschaft der Arbeit Mer-Khamis und seiner Mitarbeiter überzeugen können – und anstecken lassen. Immer wieder haben wir uns mit der Frage, was politisches Theater sei, gegenseitig herausgefordert. Die Tatsache, dass Juliano Mer-Khamis in einer politischen und finanziellen Ausnahmesituation Theater behauptete, Kindern nicht nur ein Kulturzentrum, sondern sogar eine Ausbildung bot, verdient unseren größten Respekt.

Bei allem Entsetzen über die Tat wird es gerade jetzt auch an uns sein, dem Freedom Theatre Jenin nicht den Rücken zu kehren, nicht zu erstarren, sondern diese außergewöhnliche Stätte nachhaltig zu unterstützen. Die Zusammenarbeit mit dem Freedom Theatre Jenin gilt es, fortzusetzen.

Der Person und der Arbeit Juliano Mer-Khamis gilt es, in Ehre und in Ehrfurcht vor einer Lebensleistung zu gedenken.

Unsere Gedanken sind bei Juliano Mer-Khamis, seiner Frau, seinen Kindern und seinen Freunden. Wir trauern mit ihnen.

Die Theaterleitung”

Zum Hintergrundartikel der FAZ

 

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