Der angezogene Wahnsinn: Jan-Uwe Fitz’ “Entschuldigen Sie meine Störung”

Jan-Uwe Fitz ist völlig wahnsinnig. (Man wird sich nun fragen, wieso ich den zu rezensierenden Autor bereits an dieser Stelle beleidige aber glauben Sie mir ruhig.) Sein Erstlingswerk “Entschuldigen Sie meine Störung” handelt nämlich von seinem Alter Ego, das sich nicht einmal die Mühe macht, einen abweichenden Namen zu tragen. Und dieser Jan-Uwe Fitz ist noch viel schlimmer, als der, welcher das Buch geschrieben hat, falls Sie noch mitkommen.

Der Leser und so auch der Rezensent wird allerdings schon früh gewarnt, dass Herr Fitz mit Kritik nicht umgehen kann und eine schlechte Rezension des Buches den psychisch arg labilen Paranoikerzustand nicht wesentlich bessert. Ich muss an dieser Stelle jedoch gestehen, dass es leider auch gar keine schlechte Rezension geben wird, nicht einmal gedanklich, doch der Untertext “Ein Wahnsinnsroman” trifft es ganz gut.

Jan-Uwe Fitz leidet unter allerlei Ticks, Phobien und Zweifeleien. Was heißt leidet. Er entwendet Balkone, führt Selbstgespräche damit sein Gegenüber nichts dazu sagen muss und versteckt sich auf Partys unter Sesseln, um zur Tür zu robben. Er hat sich also arrangiert, könnte man sagen, bis eines Tages seine Eltern vor der Tür stehen. Und egal, wie lange er hinter der Tür still wartet, sie scheinen nicht  eher gehen zu wollen als dass sie sich versichert haben, dass ihr Sohn wie prognostiziert bei seiner Geburt in seinem Leben absolut nichts erreicht hat. Dieses Urteil würde Herr Fitz auch zu gern unterstreichen, wenn er Gespräche nicht so hassen würde. Und Menschen. Und das Öffnen seiner Wohnungstür.

Doch während die beiden mittlerweile im Hausflur tanzen, sieht er es ein. Er stellt sich kurz der Konfrontation und stolpert dann um sein Leben, bis er in einem Waldstück landet. Und dann sieht er sie – die Privatklinik seiner Träume. Jan-Uwe Fitz weiß sofort: Dort und nur dort möchte er geheilt werden oder zumindest Urlaub machen und nimmt sich fest vor, ohne Geld und nur mit seinen Störungen zu punkten.

Wenn jemand den Ich-Erzähler kann, dann ja wohl Jan-Uwe Fitz. Also der Autor, nicht die Figur. Das ist zwar für die Leser seines erfolgreichen Dialogfetzen-Blöggchens keine wirkliche Neuigkeit und auch die knapp 30.000 treuen Follower des Taubenvergrämers (oben stehend Autor genannt) sprechen da ihre eigene Sprache aber es muss ja doch noch einmal betont werden. Ich würde so weit gehen, mich gerade noch am Fenstersims festklammernd aus selbigem zu lehnen und dieses Buch eines der wohl unterhaltsamsten des Jahres zu nennen. Und das nicht nur für Leser, die ungefähr gleichwertig gestört sind, sondern auch für den Hausgebrauch. Ich möchte es noch einmal alleinstehend betonen:

Eines der wohl unterhaltsamsten Bücher des Jahres.

Gern auf die Wiese mitnehmen oder beim Grillen fünfzig Freunden vorlesen, in der U-Bahn den Mitreisenden das Ende verraten oder einfach mal selbst nachspielen!

“Entschuldigen Sie meine Störung” ist im Dumont-Verlag erschienen und für 8,99€ käuflich zu erwerben.

Auf Amazon kaufen:

31 Gedanken zu “Der angezogene Wahnsinn: Jan-Uwe Fitz’ “Entschuldigen Sie meine Störung”

  1. Ich habe das in der U-Bahn im Rahmen der Performance “Vergraemfried im Nahverkehr” tatsächlich mal vorgespielt. Kam eher so mittel an.

    • mhm…
      weil es nämlich irreführend und gefährlich ist
      wenn etwas U-Bahn heisst, das über unsren Köpfen rattert,
      schließlich steht das U für Untergrund…

      (element of crime)

  2. Pingback: Na, wie wär’s? at Taubenvergrämer aus aus aus

    • Nuuun ich unterstütze ja kleine Buchläden selbst täglich aber dennoch: Litheart bekommt pro Verkauf ein paar Cent, wenn die Leser auf Amazon kaufen – uns wär es schon ganz lieb, wenn sies täten ;)

  3. Hm. Hab’ den Link mal durchgelesen. Tststs. So billig kauft sich amazon also bei Onlinepublizisten ein. Und so billig lassen sich Onlinepublizisten kaufen? Das klingt ja fast so, wie die lustigen Jobangebote für Texter, bei denen die Wörter mit cent-Beträgen vergütet werden. Hüstel. Ich schreibe das, weil ich mit Wörtern einen nicht unwesentlichen Teil meines Lebensunterhaltes bestreite, aber nur zu einem akzeptablen Honorar. Und wenn ich etwas ohne Honorar schreibe, dann, weil ich einen anderen Nutzen davon habe: Eigen-PR, privates Vergügen, Freundschaftsdienst etc. – entweder richtig bezahlen oder gar nicht.
    Und wenn schon alternative Online-Bezahlformen, dann zum Beispiel so: http://flattr.com/

    • Wir machen das hier wie gesagt neben unseren hauptberuflichen Tätigkeiten als Publizisten und Redakteure. Die meisten Menschen, die Onlinerezensionen lesen, kaufen Ihre Bücher auch online – behaupte ich einfach mal frei heraus. Sie müssen diese Art des Einkaufens nicht nutzen, aber da wir mit Flattr und ähnlichen Micropay-Cloudsystemen eher schlechte Erfahrungen gemacht haben, bitten wir dennoch alle anderen User, das Buch statt über den normalen Weg Amazons (Amazon.de aufrufen, Buch suchen, kaufen) unsere Schnelllinks zu verwenden. Ich sehe Ihr Problem dabei nicht.

      Offensichtlich haben Sie den Link bzw die Unterseite nicht korrekt gelesen, sonst wäre klar: Diese Seite lebt von Einnahmen, die sich meist auf exakt 5 Cent im Monat belaufen – will sagen: Nichts.

    • Ursprünglich hatten wir übrigens die Kauflinks einfach so gesetzt, damit die Leser nachschauen können, worüber wir schreiben. Wenn Sie dies als schlecht werten möchten – bitte.

  4. Ich habe ja nur meine Meinung geäußert. Sie können natürlich eine andere haben.
    Und genau das meine ich ja: Für fünf cent im Monat würde ich niemanden aufrufen, zu Lasten kleiner Buchhändler bei amazon zu bestellen. Da geht es nämlich nicht um fünf cent, sondern um Arbeitsplätze und Existenzen und ein/e lebendige/s lebenswerte/s Stadt/viertel. Nix für ungut. So sehe ich das halt.

    • Dennoch verlinken Onlinemedien seit jeher auf Onlineshops. Wir zwingen doch niemanden, dass er die folgende Rezension nur lesen darf, wenn er das Buch auch bei Amazon kaufen möchte, herrgott. Nein wirklich, so we could deal: Sie zahlen uns die 30 Euro im Jahr für die Domain plus einen Stundenlohn von ab 12€ aufwärts für jedes zu lesende eingereichte Buch (5-6 Stunden je nach Buch plus 1 Arbeitsstunde für die Rezension) und wir nehmen dann den Link zum Buch raus und ersetzen ihn mit “Lieber Leser, googlen Sie gefälligst selber, wo Sie das Buch kaufen können.”. Und ja, da werde ich grantig wenn sich jemand beschwert, dass wir diese paar Cent erhalten wenn er unseren Link statt der normalen Website nutzt – was übrigens so arg oft vorkommt, dass wir seit dem Anlegen des Linksystems ganze 2,50€ eingenommen haben.

      • Sie brauchen sich nicht rechtfertigen. Sie dürfen tun, was Sie für richtig halten. Sie dürfen auch für 2,50 die Dicken füttern. Ich füttere Dicke nur, wenn Sie mich nähren. Und von 2,50 Euro werde ich nicht satt. Sie lassen sich von den Dicken ausbeuten. Wie gesagt, es ist Ihre Entscheidung.
        Als ich auf den Buchhandel verwies, wusste ich von Ihrem Deal nix. Ich kaufe meine Bücher halt im normalen Buchladen. Da müssen Sie sich nicht angegriffen fühlen, nur weil ich eine andere Meinung habe. Echt nicht..

  5. Ich finde Ihr habt beide Recht! Zu bedenken ist dabei, das das “Format” Buchladen eh zwingendend verändert werden muss.

    Ähnlich wie die Musikindustrie muss sich die Branche wandeln! Ein Buchladen ist genau so lange “toll” wie ich das Buch bekomme das ich suche – das war in den letzten Jahren – mal überlegen^^ … genau kein mal der Fall!

    Schicken Rest Sonntag noch …

  6. Noch einmal: Die Links zu den Büchern sind ein Service, den wir den Lesern bieten und auf den wir bisher nur gutes Feedback bekommen haben. Diese Funktion gibt es noch nicht allzu lange, vorher haben wir nur auf Verlag und Preis verwiesen und bekamen regelmäßige Anfragen “Wo kann ich das Buch denn kaufen?”. Das uns allein das ist der Sinn dieser Links. Sie müssen Sie nicht anklicken aber wir werden von Amazon weder bezahlt, noch von sonst irgendwem. Diese Seite ist und bleibt profitlos.

  7. Pingback: völlig wahnsinnig: Jan-Uwe Fitz am 31.05.2011 in der Bar Niederlassung | Lesekreis

  8. Herrje. Kaufen Sie einfach das Buch. Egal ob bei einem dicken oder einem dünnen Buchhändler. Es lohnt sich. Echt jetzt.

  9. Pingback: Fertig! – Der digitale Lesezirkel: Entschuldigen Sie meine Störung | Andre

    • Oh. Danke. Äh. Ich habe da ein interessantes Grundstück für Sie zum Sofortkauf, Sumpfland, nur wenige Meter neben dem ältesten AKW Deutschlands, aber das wird sich noch ganz wunderbar entwickeln, das ist DIE Investition für Sie…

  10. Pingback: Vergraemers Vergraemungen vergraemen Gram « Litheart.de – Literatur, Theater & Kunst

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