Mit einem grandiosen Finale ist die einjährige Reiheins “Go East” des MDR unter Kristjan Järvi am Samstagabend im Gewandhaus zu Leipzig zuende gegangen. Für den Abend wurden noch einmal in alte Manier der Reihe zwei erstklassige Solistinnen eingeflogen. Mit Joanna MacGregor am Klavier und Evelyn Glennie an den Percussions konnte das Konzert nur ein voller Erfolg werden.
Eingeleitet wurde der Abend bei zu einem guten Dreiviertel gefüllten Haus – die GoEast Reihe hat in diesem Jahr sämtliche Besucherzahlenerwartungen hinter sich gelassen und konnte stets mit fast ausverkauftem Haus rechnen – mit der Suite “Köcekce” des türkischen zeitgenössischen Komponisten Ulvi Cemal Erkin.
Der ein Jahr vor seinem Tode im Jahr 1972 zum Staatskünstler ernannte Komponist studierte an der Pariser Ecole Normale de Musique bei Jean und Noel Gallon und gilt als einer der fünf Wegbereiter der türkisch europäischen Klassik. Die gut gelaunt schnelle Suite weckt das Publikum auf und sorgt für tosenden Applaus zwischen den Stücken. Sowohl Kristjan Järvi, der nun auf das erste Jahr seiner Dirigentenzeit in der Stadt zurückschauen kann, ist in tänzelnder Topform, als auch das MDR Sinfonieorchester.
Das zweite Stück “View from Olympus”, Der Blick vom Olymp nach dem der Abend benannt ist, stammt von John Psathas, einem griechischstämmig neuseeländischen Komponisten (Jahrgang 1966), der die griechische Mythenwelt in diesem lauten, schnellen und furiosen Werk für Piano, Schlagzeug, Percussion und Orchester verarbeitet hat. Hier kommen die beiden Solistinnen ins Spiel, die zusammen so fantastisch funktionieren, dass man das Orchester stellenweise gar nicht wahrnimmt. Auch der Dirigent betätigt sich hier und da ein wenig an den Percussionstrecken, ein wirklich grandioses Stück moderner Klassik. Die Britin Evelyn Glennie hat in ihrer Karriere als Schlagzeugerin und Percussion-Solistin bereits mit Pop-Größen wie Björk und Sting gespielt. Sie selbst ist gehörlich und wurde mehrmals hoch ausgezeichnet für ihre Arbeit. Joanna MacGregor gilt als weltweit anerkannte und vielseitige Pianistin, die vor allen Dingen im Jazz zuhause ist. Die beiden und natürlich auch das MDR Sinfonieorchester streichen einen zehnminütigen donnernden Applaus ein.
Nach der Pause wird das eher bekannte “Bilder einer Ausstellung” von Modest Mussorgski gespielt, ein Stück das mir persönlich hauptsächlich für seinen übertrieben dramatischen Abgang und den eingängigen Refrain im Ohr geblieben ist. Die Leistung des Orchesters ist unverkennbar stark, aber vom Klima her will sich das Stück einfach nicht in den Abend einfügen. Standing Ovations gibt es trotzdem und zu recht.
Mit “Blicke vom Olymp” schließt sich ein Kapitel der Reihe. GoEast wird in der nächsten Saison zu GoWest und wendet sich den amerikanischen Kontinenten zu. Auf dem Programm stehen Bernstein, Britten und andere Meilensteine der Musikgeschichte und als Composer in Residence begrüßt der MDR den us-amerikanischen Komponisten Steve Reich. Litheart wird für euch und in Absprache mit dem MDR wieder vor Ort sein und die Konzerte besprechend begleiten.
Alle auf den Titeln verlinkten Stücke dienen lediglich dem Nachhören der Stücke an sich, entsprechen jedoch nicht der Interpretation des Abends.
Das Konzert vom 15.06. wird am 16.06. im Abendprogramm auf MDR Figaro ab 19 Uhr zu hören sein.
Zum Nachlesen gibt es hier noch einmal alle Konzerte der GoEast-Reihe:
Go East : Unglaubliches Indien
Go East : Fürst Igor & Balkanfieber
Wir möchten noch einmal darauf hinweisen, dass der MDR mit seiner Facebookpräsenz umgezogen ist. HIER kann man die neue Seite “liken” und Fotos, Hintergrundberichten und Konzertankündigungen folgen!
Ich freue mich sehr auf Steve Reich als CiR. Ich frage mich nur, ob ich der einzige bin, den die Plakate der Reihe regelmäßig aus der Fassung gebracht haben: Die sahen alle so aus wie Werbung für die Sat1-Verfilmung von irgendeinem schlechten Fantasy-Bestseller. Ich frage mich ernsthaft, wen der mdr damit und mit den seltsamen Titeln der Konzertreihe ansprechen will.
Naja, die Titel wurden ja meist irgendwie aufgeklärt, im Programmheft zumindest. Die Werbeagentur durfte ich persönlich kennenlernen und dort, als auch bei den Musikern, konnte man sich die teils kitschigen Motive auch nicht recht erklären. Die waren wohl MDR-Strategie. Die ein oder andere Stunde Photoshop hätte man vielleicht in die Programmheftcover stecken können. So oder so hat die Kampagne gewirkt und das Publikum füllte regelmäßig die Veranstaltungen. Vielleicht wird es ja dennoch zur kommenden Saison etwas dezenter, hab die Entwürfe noch nicht gesehen. Liebe Grüße!