Es liegt vielleicht an Heidelberg
27. Februar 2007 | Von WT | Kategorie: Regional-KrimiHeidelberg 1998. Ein junger Mann, 28 Jahre alt, ein Kind der 68ger-Generation, Jurist mit mäßigen Abschlüssen, bemüht sich erfolglos um eine Anstellung. Die Zeit vertreibt er sich hauptsächlich mit Fernsehen und Computerspielen. Eines Tages erreicht ihn eine Nachricht, die seinem Leben eine (verhängnisvolle) Wende gibt. So skizziert Hubert Bär sein neues Buch “Es liegt vielleicht an Heidelberg”. Schon der Einband signalisiert deutlich: Kriminalroman. Für den Heidelberger Autor, der auch die Regionalgruppe Rhein-Neckar des VS (Verband deutscher Schriftsteller) initierte, ist das Genre kein Neuland; 1995 erschienen von ihm “Kopfmorde. Sonderbare Kriminalgeschichten” im Joachim Lösch Verlag.
Eine sonderbare Kriminalgeschichte ist auch sein neues Buch. Die Polizei mit Kommissar und allem, was dazugehört, tritt zwangsläufig in Erscheinung; hier jedoch in einer eher untergeordneten Nebenrolle, die zur Aufklärung recht wenig erheblich ist. Einen professionellen Schnüffler oder ehrgeizigen Amateur-Detektiv gibt es auch nicht. Jener eingangs erwähnte junge Mann ermittelt aus privater Neugier und eigenem Interesse.
Ein Zettel von einem Unbekannten im Briefkasten seiner Studentenbude in der Heidelberger Altstadt führt ihn zu einem Schließfach im Hauptbahnhof. Es enthält fünfhunderttausend D-Mark, die nach dem Willen des Zettelschreibers unserem jungen Mann gehören sollen, verbunden mit der Bitte, er möge von Zeit zu Zeit die Eltern des edlen Spenders mit etwas Geld unterstützen. Namen und Adresse der Eltern sind auf dem Zettel vermerkt. Sie wohnen in der Nähe von Pforzheim.
Einerseits ist der junge Mann mit einem Schlag seine Geldsorgen los, andererseits lösen die Ermittlungen nach der Person seines Gönners Erschütterungen in seinem privatesten Umfeld aus, die ihn an seiner eigenen Identität zweifeln lassen. Hubert Bär spinnt ein komplexes Beziehungsgeflecht, in dem sich der Protagonist, seine Eltern, die in Mannheim auf der Rheinau wohnen, und deren Freundeskreis sowie sein unbekannter Gönner unentrinnbar verfangen. Bär seziert im Gewand eines Regionalkrimis ein Segment der Heidelberger Linken, in dem Politik und Beruf, Familie und künstlerische Existenz unter einen Hut gebracht werden mussten. Er beschreibt ein Milieu, in dem letztlich alle zwangsläufig an der Realität und vor allem an ihren eigenen Ansprüchen scheitern.
Unser junger Mann kommt dem Rätsel auf die Spur. Aber es ist zu spät. Das tödliche Perpetuum Mobile, das jener Zettel in seinem Briefkasten in Gang gesetzt hat, ist nicht mehr zu stoppen. Vielleicht liegt es an Heidelberg, vielleicht ist es der Wind, der ins Neckartal bläst und es in Bewegung hält. Mit Sicherheit ist es das Geschick des Autors, wenn Sie das Buch in einem Rutsch durchlesen und am Ende nach zweihundertfünfzig Seiten merken, Sie könnten wieder von vorne anfangen.
Das Buch ist nicht nur flüssig geschrieben und stimmig in der Handlung, sondern auch sorgfältig lektoriert und sauber in der Typographie; nicht selbstverständlich bei einem Krimi.
Hubert Bär stellt das Buch am 04. März um 17:30 Uhr auf der “Kleinen Buchmesse Neckartal” in Neckarsteinach im “Bürgerhaus zum Schwanen” vor
Hubert Bär: Es liegt vielleicht an Heidelberg. ‘Reihe Rhein – Neckar – Brücke’ Bd.5 Norderstedt, Januar 2007, kartoniert, 256 Seiten ISBN: 3833467576
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Klingt interessant.