Aufklärung light à la Stadtmagazin »meier«
29. Februar 2008 | Von WT | Kategorie: Bibliotheken regional»meier« das famose »Magazin für das Rhein-Neckar-Delta« berichtet in seiner Ausgabe vom März 2008 unter der Überschrift »Aufklärung light« zum Stand der Dinge über das immer noch mysteriöse Verschwinden des Vermögens der einst jüdischen Portheim-Stiftung in Heidelberg während der Nazi-Herrschaft und auch noch danach. Der Artikel, in der Sache durchaus lesens- und empfehlenswert, enthält dennoch einen gravierenden Mangel, er lag anscheinend Monate auf Halde bevor er Eingang ins Blatt fand.
Gleich im zweiten Absatz heißt es: »Arnim Schlechter, ein Wissenschaftler in lockerem Jeans-Sweatshirt-Outfit und mit Pferdeschwanz, arbeitet hier seit zwölf Jahren. Er hat die universitären Sammlung an Inkunabeln, Handschriften und alten Drucken nach NS-Raubgut, das einst der Portheim-Stiftung gehörte, durchforstet.«
In der Stuttgarter Zeitung findet sich folgender Hinweis: »In der Fachwelt wie in der Stadt selbst hat Schlechters Kündigung in Heidelberg Überraschung und Verwunderung ausgelöst. Denn erst durch sie ist bekanntgeworden, dass der allseits geschätzte Handschriftenexperte bereits Ende November 2007 auf recht ungewöhnliche Weise von seinem bisherigen Posten abgelöst worden ist. Innerhalb von kaum einer Viertelstunde habe man Schlechter ‘entmachtet’, schildert einer seiner Kollegen. Er habe die Schlüssel zu den Tresorräumen, in denen die wertvollen Handschriften und alten Drucke lagern, abgeben und sein Büro räumen müssen«
Bereits vom 18. Januar 2008 datiert folgender Brief an den Rektor der Universität Heidelberg:
Magnifizenz,
Sehr geehrter Herr Professor Eitel,
mit Befremden und großem Bedauern haben wir erfahren, daß Dr. Armin Schlechter zum 1.12.2007 die Leitung der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Heidelberg entzogen wurde. [...]
Mit vorzüglicher Hochachtung
Dr. Bettina Wagner
(Vorsitzende des Standing Committee for Rare Books and Manuscripts der International Federation of Library Associations (IFLA); Leiterin des Referats ‚Handschriftenerschließungszentrum’, Abteilung für Handschriften und Alte Drucke, Bayerische Staatsbibliothek München)
Dieses Schreiben wird unterstützt von …
Dann folgen die Unterschriften von 35 internationale renommierten Handschriften-Experten.
Dr. Arnim Schlechter arbeitet inzwischen in der Pfälzischen Landesbibliothek in Speyer und fährt keineswegs mehr – wie in eurer März-Ausgabe behauptet – mit den Kleinstaufzug durch den ehemaligen Kaminschacht unter das Dach der Universitätsbibliothek in Heidelberg. Tja, lieber »meiers« – da habt ihr wohl kräftig gepennt.
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