Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 10/2011)

Selbst wenn die Worte leer geworden sind: Sie reden immer ein auf ein Sensorium, das irgendwie registrieren kann.

Wieso dieser scheinbar unbeirrbare Glaube an die Beweglichkeit der Welt, dem sogar Greise noch anhängen?

Wer würde nicht gerne in der Brusttasche einer Amme wie Gullivers auf Brobdingnag sitzen?

Dass einem nach einigem Altern die Sprache schrumpft: Wie soll man es verhindern? Sonst ist man ja nur einer der dummschwätzigen Politiker, Kleriker, Militärs. Wer als Greis noch munter reden kann, hat sein Leben bloß verschwatzt.

Man sollte es vielleicht noch einmal versuchen. Man sollte sich so ein junges Weinen ins Bett holen und es mit Vorsicht und Zartheit umgeben. Man könnte vielleicht helfen, dass ein schönes Schluchzen daraus würde.

Und man sollte mit Literatur etwas ausrichten gegen diese archaisch gefangenen Konstitutionen, die in jedem infantilen Chaos ihr Ur-Milieu wiedererkennen und süchtig sich einsaugen lassen von jeder Gelegenheit, in die wohlige Schwäche der Unterlegenheit zurückzukehren (zurückzukarren) und auch in deren phantasiertes Widerbild: in die Sucht nach Omnipotenz – zumindest der Massen?

Schriftstellern: Handübungen für die Unfreiheit der Wahlverwandtschaften.

Und belegen ihr Recht, mitreden zu dürfen – auch wenn sie zigmal leicht verführbar waren –, ganz einfach mit dem Atem, der ihnen nicht ausgegangen ist; abgestellt hat man den nur jenen, die nicht verführbar waren.

In Romoos scherzten die Jungen alle, sie möchten ruhig jung sterben, das gäbe ein schönes »Helgeli«. Einen hat es dann tatsächlich jung erwischt. »Der hat das immer gewusst«, sagen sie heute. – So wählt sich das Volk seine Helden.

Indianer Lachendes Wasser gebietet den Buchstaben: Buchstaben, tötet alle Zeit-Ekel. Zeit-Ekel: Uhr-iiiiii …

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