Womit wir bei den Ausnahmen wären, bei denen wiederum wir aus Gründen der Abwechslung Elfriede Jelinek und Rainald Goetz überspringen. Die gut zwei Dutzend avantgardistischen, sperrigen, oft einfach grandios verstiegenen literarischen Blogs nämlich, die Christiane Zintzen und Hartmut Abendschein unter litblogs.net kuratieren, werden schon lange komplett vom Literaturarchiv Marbach gesammelt. Sie werden aber gerade umgekehrt archiviert, weil sie die allgemeine Aufmerksamkeit vollkommen unterschneiden, mit keinem Bein im herkömmlichen Print- und Förderlager stehen. (Q)
Fragt man den Berner Hartmut Abendschein, Jahrgang 1969, dessen literarisches Schreiben im vergangenen Jahrzehnt vor allem in seinen digitalen Wiki-Lexikon-Roman ”bibliotheca caelestis” und inzwischen in sein literarisches Weblog ”taberna kritika” eingegangen ist, warum er sich das Internet als Arbeitsort erwählt hat, so erklärt er sehr freundlich, dass er gedruckte Bücher auch möge, ihn aber am blogförmigen Schreiben nach wie vor die “Offenheit von Text” und die “Aktivierung der Leser” interessiere. Auch Facebook- und Twitterstreams könnten für ihn Literatur produzieren, eher wäre die Frage, ob solche “eher flüchtigen Dinge” künftig mehr Chancen bekämen, von der “literarischen Öffentlichkeit mit ihrem Leitmedium Buch auch akzeptiert zu werden”. (Q)