Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 02/2015)

SELBST-AUFGABE

Die Selbstaufgabe ist die Abschaffung der Wirklichkeit – die Abschaffung der Wirklichkeit aber ist nicht die Selbstaufgabe.

Das einfache Schweizer Volk: Was soll denn das nun wieder?

Ich: … das nun wieder?

 

 

ROTTÄTSCHCHEN UND DER FLEISCHWOLF

Kommt ein Mädchen daher, langsam im Wald. Es hat ein schönes Stück Fleisch mit dabei. Vom Metzger gerade eben tapfer getätscht, bis es rot war, leuchtend. Wie die Kappe sein muss, denkt das kleine Mädchen und leuchtet auch innerlich … aber fragt sich, ob sie etwa noch immer beim Fleischer sei: Denn da steht mitten auf dem Weg –: ein Fleischwolf. … Was tut der da?, denkt die Rote. Das kann doch nicht sein. Schon verschwindet ihre Kappe im Kreisenden, sie wird angezogen und mag sich nicht wehren. Es dreht, sie sieht den Wald nicht mehr, es dreht und dreht, es wird ihr schlecht, aber es dreht immer noch und weiter und weiter …

 

 

Warum mag ich Vergangenheiten? – Weil ich den Moment mag und wie er aufgelöst wird.

 

 

Welt aus Büchern: Stoffsammlung in Lexika, Wörterbüchern und Chroniken. Was andere festhielten, von dem ging er aus. Und baute seine Welt aus ihrer Welt. (EIN GRÖSSERES KOMPLIMENT KANN ES NICHT GEBEN [SOLLTE MAN DENEN MAL SAGEN, DIE IMMER VON ›NESTBESCHMUTZERN‹ REDEN: DIESE SCHEISSEN HEUTE HÖCHSTENS AUS, WAS ZUVOR VON JENEN GEKOCHT WORDEN IST; ZUDEM BESTEHT DIE WELT AUS SCHEISSE.])

 

 

Erst gab es die Ewigkeit. Und die Ewigkeit ist ziemlich lang. Also hat man sie aufgeteilt: in den Teil ›ewig‹ und den Teil ›nicht ganz ewig‹. Wenn man aber einen Teil von der Ewigkeit abzieht, ist sie weniger als die Ewigkeit. Also nicht mehr ewig. Dafür kann man unendlich viele Teile von ihr abziehen. Alle zusammen ergeben fast eine Ewigkeit. Summiert man sie und den Rest der Ewigkeit, der verblieben ist, hat man zum Beispiel viele Menschenleben und ein bisschen Restewigkeit. Warum sehnen wir uns nach Resten?

 

 

Erfinde die Versuchung der Verlorenheit.

 

 

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