Hoffnungslose Romanze

oder: Was wirklich geschah

Sie waren sich seit Jahren schon bekannt.

Und aßen in derselbigen Kantine.

Sie reichten sich wie immer ihre Hand.

Und er war eigentlich mit der Blondine.

Sie waren weltanschaulich auseinander.

Und – trotzdem – beide spürten es sofort.

Für sie war er der erste echte Mann, der

Ganz Einheit war mit jedem seinem Wort.

Und er fand sie so ungewöhnlich mutig.

So widerspenstig, frech und klug und schlau.

Und nicht wie sonst so ausgesprochen putig.

Sie war – für ihn – ein Traum in Dunkelblau.

So standen sie und sagten ihre Worte

Und waren innerlich doch so entflammt

Und träumten sich an weit entfernte Orte

ans Meer gemeinsam Hand in Hand am Strand.

Und steckten doch in den gewohnten Hüllen

Und blieben selbstverständlich sehr formell

Und konnten ihre Liebe nicht erfüllen.

Es war ja schließlich ihr TV-Duell.

taz > (GROa)