geräusche getretener bälle beschreiben

(ekphrase nach offensichtlichkeiten in abnehmender folge, skizze)

die dinge des raums

was hier wie eine murmel, ein rundes etwas, das devot aus einer ecke zu lächeln scheint, aussieht, ist nicht (höchstens in erster linie) die folie eines barbiebildes auf einem plastikball, der in einer mit schmirgelpapier ausgekleideten ecke darauf wartet, angetreten, endlos getreten zu werden, in die immergleiche ecke, bis sich das zur idealform geronnene grinsen langsam zerrieben, zersetzt, äusserlich gealtert sieht, und am ende – nach dieser aufreibenden tätigkeit (das ende könnte sich erwartungsgemäss durch ein aufmerksamkeit heischendes knallen ereignen oder verkünden, aber auch: ein nur leichtes aus- oder verhauchen, ein letztes ausblasen und luftablassen, von flatulenzen gerahmt, wie es bei einem herumgeisternden luftballon der fall wäre, wäre vorstellbar) – platzt wie ein traum.

die züge der aggressiv grinsenden barbiefassade würden möglicherweise ein menschliches antlitz erhalten. eine natürliche derangiertheit. wärme. dieser eindruck wäre aber nur der erste eindruck und nicht nachhaltig.

die ränder des raums

der abrieb des gesichtes durch zeit im medium eines tretenden beines vermittelt, was nicht zu sehen ist, durch verzerrte schatten an einer wand, an den drei oder vier wänden (möchte man sich noch eine decke dazu vorstellen), die für abreibung sorgen. visuell: der schatten, die ecken, bewegung. aber kein geräusch. der ton dazu fehlt – letzter und wichtigster parameter einer vollständigen wahrnehmung über das bildliche hinaus. der raum, der ort also, als das zu sehende, zu bestaunende, über die die bewegung des schattens des balles, eines unsichtbaren knies, das sich gerade entwinkelt, eines geräuschlosen tones, wird träger des eigentlichen: der begrenztheit nämlich, durch drei bis vier mauern und einer fünften, einer beweglichen, man sagt intelligenten organisation, die nach hinten abschliesst und zurückwirft. wieder ins spiel bringt. ohne die sichtbarkeit eines blutenden knies, wie zu kindertagen nach einem fuss- oder anderen ballspiel, ohne ein schrilles nachhallen, einem echo im hochfrequenzbereich, des sich wieder formenden, entstülpenden plastiks, gummis, ist und bleibt dieser raum retorte – zu füllendes vakuum und gefäss für einen sinn des naheliegendsten eines einzelnen.

der ursprung des raums

der ausgeschnittene, vom sichtfeld sezierte raum, seine ecken und kanten sind das koordinatensystem – der ball darin, ein vektorenstück, der schatten – eine ableitung. das gesicht – in welchem zustand immer, ist nicht mehr zu erkennen. der erfinder dieses raumes ist auch erfinderin, erfinderin der zeit, die hier eingefroren wurde, ist niemand, den wir kennen, wir sind es auch nicht, wir sind erfindung, deren erfindungen. was uns zusammenhält, was uns nicht uns gegenseitig umbringen lässt, was wir zuweilen doch tun, ist die tatsache, dass unsere finger, selbst der kleinste der kleinen nicht, jemals den nullpunkt, den von uns aus äussersten, das heisst innersten punkt, den ursprung dieser vorstellung berühren werden. dort sitzt die seele, das zentrum der veranstaltung. der blickwinkel auf das eigentliche geschehen.

die klänge des raums

die maximale sinnlichkeit des raumes sitzt in jenem kleinen winkel der ecke. die maximale sinnlichkeit schliesst auch das geräusch ein, das hier ausgeblendet wurde, das geräusch, das bilder evozieren könnte, ohne die ein jenseits dieses winkels nicht angemessen beschrieben wäre. das wort zu diesem geräusch, eine phonetische entsprechung müsste erfunden werden, um dieses bild angemessen beschreiben zu können. ein wort zu diesem geräusch müsste erfunden werden, ein dieses geräusch beschreibendes wort, das wiederum mächtig genug wäre, eine vorstellung auszulösen. eine phonetische übertragung, etwas onomatopoetisches, das es sinnlich macht. der ton eines plastikballs, der sound eines schreienden puppenkopfes, der fusstritte, stösse, reibungen, der kleider, die sich dabei bewegen, auch von jenen, die das beobachten. ohne ein wort dafür gefunden zu haben, bleibt dies nur ein versuch, das geräusch eines getretenen plastikballes zu beschreiben in einer symbolisch offensichtlich scheinenden bilderfolge, und damit: kein diesseits, kein jenseits, keine sicherheit. ein wort dafür gibt es nicht, eine beschreibung scheitert. also wird kein ton geliefert, keine summe von tönen, kein klang – das also der sinn.

(vier bildsinne als schriftsinne in BMCs videostills zu der ausstellung Barbie)