Das Nichtgedicht (notula nova 44)

Proust Mahlzeit, schreibt da einer. (Naheliegend, aber nicht wirklich komisch. Doch, für einen Sekundenbruchteil vielleicht. Halbwertszeit des Witzes. Natürlich ein Leseproblem. Der Witz an sich ist unschuldig.)

Und: das allmähliche Ironischwerden aller Menschen, heisst, das Auseinanderklaffen von Wollen und Sein, Intention und Handlung etc. So auf dem Fahrrad. So über das zunehmende, das alternde Altern. (Diese plötzlich gierige Lust auf Speiseeis, Milcheis, Vanille Bourbon. Hastiges Auspacken des Einkaufs. Beim Ausstechen von Brocken aus der Packung: den Löffel verbogen.)

Morgens der Krach, die neue Übersichtlichkeit: Ich <-> der Rest. Speziell: Die Selbstvorstellung des Vizedirektors als Powerpointshow gelebter Orte.

Und: das Manuskriptangebot “Wir qualifizieren uns zu Tode”. (Keine Zeit, leider, es zu schreiben. Schade.)

Und: die Kollision privater Beobachtungsobsession mit der Sprache der Distanz. (Das ging aber auch schon mal besser. “Realitäts-Tümler, Sein-Nichtse”, Handke, VT 2/09).

Und: Ob ich lese? Sicher, lese ich! Nein, ob ich denn eine Lesung abhielte? Nein, ich lese nicht! Ich demonstriere. (Die Erscheinung als Belästigung der Idee. Oder: Das Konkrete belästigt das Abstrakte).

Kein Gedicht (ich habe Ihnen doch schon erzählt, dass ich keine Gedichte mehr schreibe, solange nicht mehr, bis es wieder Formen gibt), sondern: Du meinst wohl, du kannst dichten / denn so ein Reim, der wird es richten / doch das wird sicher nicht so sein. (Wir sind hungrig. Am Bahnsteig gibt es Currywurst mit einem Hartz-4-Sösschen. Man muss es vielleicht auch mal so sehen: die Raucherbereiche in Bahnhöfen als unsere Schutzzonen.)