Frenzl

(B04 zu M04)

Frenzl macht ein Alltagsgeräusch und legt sich wieder hin. Windet sich. Dreht sich um die eigene Achse, bestarrt eine Kuckucksuhr und überlegt: es noch einmal zu tun. Unterlässt es aber aus theoretischen Überlegungen. Nachgerade aus denen des Glaubens. Ein Alltagsgeräusch, will es bewusst und mit festem Willen erzeugt werden, so gut, so intensiv und glaubwürdig verursacht werden, sodass es in so einer Einzigartigkeit und Unwiederholbarkeit stünde, die es unmöglich machte, es näher zu beschreiben, schliesst sich schon der Gedanke an seine theoretische Wiederholbarkeit von Vornherein aus. Die Überlegungskette bräche noch vor dem Entstehen zusammen. Und ein Gesetz kausaler Insuffizienz nichtrepetiver Handlungen. Oder muss es heissen: insuffizienter Kausalität?

So schnell erging sich die Rede über ihn, dass er nur die Hälfte mitbekommen hatte. Darauf ein Helles. Das Helle nach dem Mittagsschläfchen. Sein Mittagshelles. Und der Titel: weg. Wo könnte man es finden? Und Niemand. Und Nichts. Lag es an seinem Dialekt, dass ihn niemand verstand? Oder an seiner direkten Art, mit der er sich an den Sachen vorbeischob? Die ihn ausliess?

Frenzl wischt sich den Schaum von der Oberlippe, wirft einen weiteren Blick auf die Uhr an der Wand, die sich nun regen sollte und es nicht tat. Dreht sich darauf in die Gegenrichtung. Oben und Unten, notiert er sich: auch eine Frage des Handstands. Und er, fügt er hinzu: auch eine Frage des Handstands. Er: ein Handsteher vor dem Herrn. Der Herr: ein Namensschild mit Kaffeeflecken, wenn nicht Schlimmeren. Was hat er da gemacht? Würde er sich bitte umdrehen und mit ihm beschäftigen? I bins doch. Dr Frenzl. Sehens me net? Könnens me hörn? Hallo? Man wird einfach nicht verstanden, denkt sich Frenzl, und das macht die Dinge schwierig. Und er platziert noch einmal eine Frage, aber der sonderbare Herr schüttelt nur den Kopf und nuschelt etwas herüber. Woas homs gsogt?. Ebenso. Nicht. Und oben im ersten Stock: ebenso. Nicht. Dort nur schweigende Eintracht. Dort Gebärdenhölle. Dort oben, oben und unten: Lesende. Frenzl gibt auf. Die Stadt liegt im Durst, denkt er sich. Liegt ihm in den Armen. Am späten Morgen. Wissens. I versteh Sie heit net. I kumm wieder, wenn I Sie versteh. Dann geht er hinaus und macht sich auf die Suche nach einem Biergarten. Dann geht er in einen Supermarkt, weil er keinen Biergarten findet. Dann geht er nach hause. Beim Eintritt in seine Mansarde bleibt er kurz an einem Spiegel hängen. I bins doch. Dr Frenzl. Sehens me net?, sagt er da. Dann legt er sich erst einmal hin. Bis er wieder aufsteht.