In der kalten Küche. Nach einem chimarrão Basteleien an der Struktur und die halbnüchterne Notiz: “Wenn Feininger und Staudenherz sich begegnen, ist einer immer schon tot. Und beide sind sie Zeuge des je anderen Todes, tote Zeugen des Todes.”
Das Leben ist rund sie drehen sich im Kreis: auf einer unendlichen Linie der Wiederholung, der Grenze des Romans, der geschlossenen Fläche. Unmögliche Geschehnisse, die ohne “dennoch” geschehen. Das Unmögliche wird plausibilisiert, gewinnt “Realität”, “Natürlichkeit”, ereignet sich “plastisch” in Art und Weise des Gewöhnlichen. Der Leser bemerkt alles im letzten Augenblick. Staudenherz hängt tot im Palmenhaus und Feininger geht draußen wieder spazieren im Schönbrunner Park … (der knirschende Kies!)
Zurück. Auf den zweiten Blick. Wieder schweben wir weit oben über dem 14. Bezirk, wieder verfolgen wir den einen, nun nicht mehr irgendeinen Regentropfen im Fall: Er schießt hinab in Richtung des schwarzen Regenschirms, prallt auf die gespannte Fläche, platzt, löst sich auf, verschwindet. Eine kleine Lache rinnt zum Riß, sickert langsam hindurch. Unsichtbar hängt an der Innenseite des Schirms ein Tropfen. Er schwebt über schütterem Haar, fällt auf die nun nicht mehr unbekannte Figur. Dieser Feininger nimmt wieder den defekten Schirm, entdeckt und untersucht das Leck und steht im Regen. Er flucht, ein vorwurfsvoller Blick nach oben. Er flüchtet zum Palmenhaus. Dort nun nicht mehr irgendeine Leiche auf einer Bahre, im schwarzen Plastiksack, auf den der Regen prasselt.
Das letzte Kapitel, mit dem wieder alles beginnt.
Zurück, nach vorne.
Dort ein Prolog, der alles beendet.
Strenge Klammer um ein ahnungsvolles Ganzes. List der Vernunft: ein starres Gitter, ein Käfig um die Angst. Schreiben aber, als wisse man, nicht zu wissen …
Aus “Gestell und Ungestalt. Fassung erster Hand” von Rainer Hoffmann. Gestell und Ungestalt erscheint im September 09 bei etkbooks.