überschreibungen 19

(transfiguration – substitution)

eine schwierige kapitelhälfte. voller löcher (leerstellen) und pflaster (übercodierungen). dem ich-erzähler ist der stoff ausgegangen. das briefchen ist leer, ein nachschub nicht in sicht, und natürlich muss er sich etwas anderes suchen. angedeutet wird das schon in der verpuppungspassage (VII,4h Transfiguration) des vorangehenden kapitels. das umsteigen auf die fast ungeniessbaren, schweralkoholischen appenzeller bitter geht einher mit einer wahrnehmungsverschiebung und erzählspracheveränderung, einem weiteren abgleiten ins phantastische und nimmt an dieser stelle den schwenk ins am ende märchenhafte/mythologische (eine anspielung darauf passiert schon in VIII,1c Aventiure = der sich als drache gebärdende pilz, der zum dunstkreis Dranmors (als allegorie = der schriftsteller -> die figur -> die vorlage -> der schreibprozess) gehört, dessen funktion aber ebenso nie näher bestimmt wird) von kapitel IV vorweg. das motiv der übergangs ist also auch auf dieser ebene zu finden. (). die immer stärkere selbstbezüglichkeit soll dabei über wiederholte selbstgespräche und einer zunehmenden sprachbegabung unbelebter dinge bzw. den kommunkationsversuchen mit nichtkommunikablen verstärkt werden. (wahrscheinlich weder relevant noch emphatisch). parallel dazu wird die aussenwelt von der innenwelt substituiert, und diese drängt langsam nach einer neuen ordnung: Nur noch eine Viertelstunde, bettele ich. Man müsse sich vorher doch noch stärken. Der Blinde und der Taubstumme sagen doch nicht nein, wenn ich sie einlade, sage ich, und: sie könnten das doch nicht abschlagen. Das können sie nicht, denn: alle für einen, so der Blinde. Und: nichts gegen die Alpenbitter am Morgen. Sie seien nur etwas geschwätzig, wie man mich warnte. Ich solle mich setzen, dorthin auf die Remittenden. Schliesslich müssten sie ihren Lebensunterhalt verdienen, und: müssten nebenher Zeitschriften einräumen.

Überhaupt: So früh sei ich noch nie da gewesen. Ich übergehe diese Bemerkung. Der eine würde meine Antwort nicht verstehen, der andere nicht die Zusammenhänge. Die Tage werden länger, sagt man, sage ich. Dann: Ich versuche die Tage zu verkürzen, um den Schlaf wieder in die Nacht zu justieren. Ob ich schlecht schlafe? Nein, sehr gut, eigentlich. Aber viel zu wenig. Man fände ihn selten. Er findet mich am Tag, manchmal, an den unüblichsten Stellen, dann aber möchte er nachdrücklich genommen werden.
().

und ob ich das wirklich so meine. das kann doch nicht mein ernst sein. nein, DAS könne doch nicht mein ernst sein. nein. wirklich. nein. und doch. doch, sage ich. und doch. es IST ein absurder roman. oder besser: es ist ein ZU TEILEN absurder roman, das habe ich immer gesagt. und sicher kann man zu diesem ergebnis kommen und es verpönen oder die nase rümpfen, wenn man nur den plot und die sich andauernd verändernden sprachlichen mittel für sich bewertet. aber von seiner struktur her ist er WAHR und damit müsse sie leben. vor allem, wenn sie mit mir leben wolle. und sie will mit mir leben, aber ohne diesen roman. und sie weint und ich lache und weine. und wir lachen bis wir wieder weinen. so kann es nicht mehr weiter gehen.

CONTAINER: keine Kommentare hierzu. Verständlich, auch ich war zunächst sprachlos, als sich mir diese unerwartete Entwicklung diktierte. Bin es immer noch, nein, ich finde langsam die Worte.

(zu dranmor VIII,1a-VIII,3; übersicht überschreibungen)