… ist der ursprüngliche Titel des nun als “Der Autorname als URL” getitelten und in der Berliner Gazette erschienenen Textes.
(…) Es ging mir also darum, eine Schreibweise [oder: Schreibweisen] zu entwickeln, die diese juengsten Moeglichkeiten weiter ausschoepfen konnte. Und umgekehrt: diese Moeglichkeiten in jenes Schreiben zu integrieren. Desweiteren ging es darum, einen Schreibprozess zu stabilisieren, der sich einerseits aus Archivimpulsen speisen, andererseits natuerlich auch Vernetzungen und Selbstvernetzungen transparent machen konnte. In den sogar Aeusseres [Kommentare, Referrer etc.] einfliessen konnte. Was mir auch gut gefiel dabei, war diese gewisse Aesthetik der Vorlaeufigkeit, die aber freilich nur so erscheint. (…) Das Schreiben im Weblog dagegen, auch das Lesen in anderen literarischen Weblogs, ist eine ganz andere Praesenzerfahrung. Eine gewisse Form der Unmittelbarkeit und Zeitnaehe, die ganz unterschiedliche Erkenntnisprozesse bei Schreibenden oder Lesenden ausloesen kann. Das hat auch Folgen fuer den Autorschaftsbegriff. Die beruehmte Frage einer Beckett-Figur >Was ist ein Autor?<, die bekannterweise von Foucault aufgegriffen wurde und die der Autorschaft [dem Autorennamen] quasi Funktionscharakter zuschrieb bei gleichzeitiger Abwertung des Auratischen, ihr also in gewisser Weise Adressierungs- und Buendelungsaufgaben zuordnete, kann heute mehr noch als frueher konkretisiert werden. Ironischerweise bekam die Adresse des Textes eines Autors eine URL. (...) Ein Autorname in einer URL wird und fuehrt selbst zu anklickbarer Praesenz. Autorschaft als suggeriertes Textmonopol, das aber im Umfeld betrieblicher, hocharbeitsteiliger Verfahren tatsaechlich nicht mehr einer alten Autorschaftsidee gehorcht, kann so aber im Vergleich - beispielsweise durch genannte Aktivitaeten - wieder etwas regeneriert werden. Textsubjektivitaet wird dadurch spuer- und erlebbarer. Ich glaube also, manche Texte im Rahmen ihrer Entwicklung zu betrachten, kann diesen zusaetzliche Glaubwuerdigkeit bescheren. (...)