Wir

Wir: leicht entzündbar & sterblich

körperlos wie der Wind

tragen die Knochen der Sterne

auf unseren zerbrechlichen Schultern

Der Schatten einer Amsel genügt

uns zu zerstören am Mittag

Auf der verblichenen Mauer, trügerisch,

als Gast ferner Länder – die Sonne

Also sind wir: körperlos & sterblich

Gefesselt an ein Hirn, uns unbekannt,

einen Rest Mythologie – Geheimnis der Äonen,

leiden wir an einer Krankheit

die uns nicht tötet. Wenn wir sterben,

geschieht es im Vorgefühl der Vollkommenheit

Auch der Tod ist uns gleichgültig

Auch er: sterblich & körperlos wie der Wind

(Stefan Ruess, Köln, August 2005)

wir: als fussnote zu den setzungen des ungaretti-übersetzers