Deutsche Bundesliga

RB Leipzig und der Untergang der Tradition

Am Wochenende ist es endgültig so weit: RB Leipzig, das Hassobjekt traditionalistischer Fußballanhänger, steigt in die höchste deutsche Spielklasse auf. Für viele steht damit der Untergang des bisher bekannten Fußballs fest. Bei genauerer Betrachtung könnte man aber auch gegenteilig argumentieren.

Es herrscht Untergangsstimmung. Sieben Jahre nachdem RasenBallsport Leipzig gegründet wurde, steigt der wohl (zweit)meistgehasste Fußballverein in die deutsche Bundesliga auf. Der Verein wird mit Hass aus allen möglichen Richtungen konfrontiert. Da verwehren andere Fußballclubs Leipzig gerne diverse Freundschaftsspiele, Anhänger gegnerischer Vereine boykottieren Spiele in Leipzig und wiederum andere setzen gar gewalttätige Zeichen gegen die neue Nummer eins in Fußball-Ostdeutschland. Den Verein als polarisierend zu bezeichnen, wäre schon fast verharmlosend.

Kern, Hauptangriffsfläche und gleichzeitig Lebensader Leipzigs ist die Red Bull GmbH und dessen Inhaber Dietrich Mateschitz. Dieser hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte das ein oder andere teure Hobby zugelegt und dementsprechend kräftig investiert. Den Fußball entdeckte Mateschitz zuerst in Salzburg, kaufte dem Traditionsklub SV Austria Salzburg 2005 die Lizenz ab um seitdem der selten umstrittene Ligakrösus in Österreich zu sein. Für Fans von Austria Salzburg bedeutete der Einstig Mateschitz’ in den österreichischen Ligabetrieb das Ende ihres Vereins. Das zuvor finanziell gebeutelte Salzburg wurde von Red Bull aufgekauft, umbenannt und mit einem neuen Wappen ausgestattet.

In Deutschland versuchte man dies zunächst auch, nur um später darauf hingewiesen zu werden, dass das nicht wirklich mit den Regeln des deutschen Fußballverbands konform geht. Mateschitz weiß wie man verkauft und macht kurzerhand aus RedBull Leipzig, RasenBallsport Leipzig. So leicht so gut.

Anders als in Salzburg musste Mateschitz in Leipzig den langen Weg nehmen. Fünfte Liga, statt dem SSV Makranstädt spielte Leipzig mit, alles mit dem Ziel so rasch wie möglich in die Bundesliga aufzusteigen. Erster Platz, 80 Punkte, Aufstieg in die Regionalliga Nordost. Ein herliches Dankeschön an Makranstädt die nach Leipzigs Aufstieg wieder eine zweite, dritte und eine vierte Mannschaft bekamen. RB holte sich als Reserve die erste Mannschaft vom ESV Delitzsch. Gleichzeitig zog man in des ehemalige WM-Stadion in Leipzig um, die RedBull Arena, ein Tempel für 43.000 Zuseher. Feierlicher “Eröffnungsspiel”-Gegner war niemand geringerer als Schalke 04. Ziemlich viel Glamour für einen Viertligisten.

Tradition gegen Kommerz

Der Wirbel um RB kam schnell in Schwung. Deutschland-, ja sogar Europaweit solidarisierten sich Anhänger unzähliger Fanklubs gegen den Klub des Brauseherstellers. Man hatte ein neues gemeinsames Feindbild. Umso genugtuender war es, als RB satte drei Jahre in der Regionalliga festsaß und nicht von der Stelle kam. Namhafte Trainer und Spieler wurden verpflichtet, der Erfolg wollte aber nicht kommen. Zur Saison 2014/15 stieg man in die zweite Bundesliga auf, das Ziel Bundesliga wurde also immer konkreter. Gegnerische Fans konnten damit nichts anfangen, boykottierten Auswärtsfahrten ihrer Mannschaften in Leipzig und wiesen unzählige male darauf hin, wir sehr RB dem deutschen Fußball schadet. RB als reiner Marketingverein, ein Verein ohne Seele, ein “Konstrukt” ohne Tradition. “Tradition ist kein Verdienst, alt werden die Dinge von selber”, so Mateschitz.

© Deutschland sagt Nein zu RB Leipzig

© Deutschland sagt Nein zu RB Leipzig

Am grünen Tisch lief es derweil auch nicht besser ab, Mateschitz setzt auf Null Mitspracherecht für Fans des Vereins. Konkret bestand der Verein die ersten fünf Jahre aus weniger als zehn ordentlichen Mitgliedern. Die DFL schritt ein, RB musste erhielt Auflagen und musste seine Führungsebene neu ausrichten. Zwar kann man immer noch nicht den Status eines ordentlichen Vereinsmitgliedes erhalten, jedoch kann man für einen Betrag von 70 bis 1000 Euro offizielles Fördermitglied werden. Das Geld wird ausnahmslos in den Nachwuchs gesteckt. Wer sich auf diesen Deal einlässt, erhält ein Karten-Vorkaufsrecht, ein Treffen mit der Mannschaft und ein Fitnesstraining in der Red Bull Arena. Derzeit besteht der Verein aus 17 stimmberechtigten Mitgliedern und ca. 300 Fördermitgliedern.

Oftmals werden die Grenzen zwischen Abneigung und Hass überschritten. Buttersäure-Attacken soll es auf RB-Sektoren gegeben haben, Nazi-Vergleiche wurden getätigt. Dabei ist RB nicht unbedingt allein das Hassobjekt. Viel mehr ist es auch die DFL, die den Verein überhaupt aufsteigen hat lassen. Man drückte Augen zu, um Leipzigs Aufstieg zu ermöglichen. Das ist in Anbetracht der Mitglieder-Geschichte nicht ganz unwahr. Wahr ist jedoch: in Leipzig hat man Geld und das nimmt man nachhaltig in die Hand.