Schultasche


Den Namen Hans Trummer nehme ich erstmals bewußt wahr während der Lektüre von Gerhard Jaschkes Weltbuden-Büchern, die ich im Mai 2012 lese. Umgehend bestelle ich den Roman Versuch, sich am Eis zu wärmen, reiße ihn förmlich aus der Verpackung, lese, lese, lese und finde darin eine Stelle, die in wenigen Zeilen ganz, ganz viel von dem zum Ausdruck zu bringen vermag, was ich seit jeher zum Leben denke und empfinde, indem sie etwas höchst Bewundernswertes beschreibt, das ich – jammerjammerschade – nie zu tun wagte:

Ein anderer Schüler, der Sohn eines Freiherrn und Mittelschullehrers, wurde mindestens einmal in der Woche in die Schule getragen, weil er sich weigerte, zu gehen. Er war ein zartes und blasses Kind. Durch seine Haut schimmerten die blauen Adern auf seiner Stirn und an seinem Hals. In einem Halbjahr mußten für ihn ein halbes Dutzend neuer Schultaschen samt Inhalt angeschafft werden, weil er sie, wenn er den Schulweg unbeaufsichtigt zurücklegte, von der Grazer Brücke in die Mur warf.

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Hans Trummer, Versuch, sich am Eis zu wärmen, Roman, 292 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 1979.