In einem offenen Brief an Jeff Bezos im Börsenblatt berichtet der Kleinverleger Christopher Schroer über die Konditionen, die Verlage inzwischen bei Amazon akzeptieren und erläutert darin die Marktmacht von Amazon:
Denn will ein Kleinverlag von Endkunden wahrgenommen werden, ist es zwangsläufg verpflichtend, bei Ihnen gelistet zu sein. Amazon macht sichtbar, und wer nicht bei Ihnen gelistet ist, der ist bei Endkunden auch nicht ’seriös‘ – oder: Was es bei amazon.de nicht gibt, gibt’s nirgends. Wirtschaftlich trägt sich Ihr Geschäftsmodell für uns nicht. Hat es im übrigens noch nie.
KUNO bewundert den Kleinverleger Christopher Schroer für diese Haltung!
In diesem Zusammenhang weise ich gern auf das Konzept der Edition Das Labor hin, ein Auszug:
Informationen sammeln, konzentrieren und das Kondensat als gebündeltes Wissen wieder an die Nutzer weitergeben – das ist der Mechanismus, der die Konzentration des künstlerischen Netzwerks vorantreibt. Als Werkzeug dient die Edition, eine Frischluftzufuhr für den Kulturbetrieb, eine Transparenzinitiative, die Meinung unzensiert ›liefert‹. Kultur ist mehr als Unterhaltung, genauer: die Anstrengung des Begriffs und Arbeit am Gegenstand. Die Artisten der Edition Das Labor nehmen den Vertrieb ihrer Produkte selbst in die Hand.
Schwimmt gegen den Strom und die Zeit. Seid Anarchen und anachronistisch!
Anhand deutscher Romane des vergangenen Jahres, darunter Johann Holtrop von Rainald Goetz und Landgericht von Ursula Krechel, konstatiert Roman Bucheli in der NZZ, daß – in der Realität und in der Literatur – die Ränder wegbrechen und alles in die gemäßigte Mitte strömt:
Das gilt europapolitisch und ist eine reale Gefahr; das prägt die Gesellschaft, an deren Rändern tatsächlich nur noch die Randständigen verblieben sind; und es trifft im Ästhetischen zu: Wo sind die wilden Poeten und wo die Experimente geblieben? Wer kennt noch die Labors, wo abseits vom Konventionellen an der Sprache getüftelt und spielerisch verwegen erzählt wird?
Nachsatz
Bleibt die Frage, warum die Journalisten des sogenannten meinungsbildenden Feuilletons außerhalb ihrer Redaktionsstuben auf solche Labors nicht stoßen.