Twitteratur

Das Schreiben spielt die Rolle, dass es mir vielleicht vorkommt, als hätte alles einen gewissen Sinn. Wenn mir zwei oder drei Sätze gelingen, dann habe ich das Gefühl, meine Existenz wäre nicht völlig absurd, als bliebe noch ein Funken Sinn übrig.

Ilse Aichinger

 

Die Nachtigall der Kurzform in der Literatur ist verstummt. In 2015 erhielt sie noch den Großen Kunstpreis des Landes Salzburg. „Ihr zeitloses, von allen literarischen Moden unbeeindrucktes Gesamtwerk mag schmal sein – und doch ist es gewaltig“, hieß es in der Begründung der Jury. Das Nicht-Schreiben sei, wie sie sagte: „der schwierigere und längere Teil dieses Berufes“. Es besteht Hoffnung, dass Wort und Gefühl, Imagination und Realität, Liebe und aufgelöstes Leid in eins fallen, von der auch Ilse Aichinger spricht. Diese Stimme werden wir vermissen.

 

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Bestand die Modernität des Aphorismus bisher in der Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der Denkgenauigkeit der Spätmoderne. Es ist Twitteratur.

Weiterführend → ein Essay über Twitteratur.

Twitteratur, eine Anthologie. Erweiterte Taschenbuchausgabe mit der Dokumentation des Hungertuchpreises. Herausgegeben von Matthias Hagedorn, Edition Das Labor 2016.