Sommerabend

von Snorri Hjartarson

  

Vom Norden treibt das Wetter Wolkenpolster vor sich her

und webt sie an den Fuß des Hangs, der Quelle

und dem Weiher brennt sprühend Regen in den scharfen Augen,

der Schilfteich graut, schwer neigen sich die Halme

und verstecken ihr verblichnes Bild in glänzenden

gebrochnen Kreisen, eine dunkelpelzige Spinne

schläft auf dem nassen Felsenrand bei einem leeren Netz;

nah beim Fluss flattert ein Austernfischer heim

ins frische Heu, findet einen kleinen Jungen auf der Wiese

im Flimmer des schwindenden Sommers … Die Dunkelheit nimmt zu

und das sprunghafte Schnattern der Mähmaschinen verstummt

und die Schleier des Regens wandeln Wachsein in Traum.

Der Fluss und das Herz singen dasselbe Lied

Über Sonne und Blumen, einen langen und fröhlichen Tag.

 

Übersetzung aus dem Isländischen von Franz Gíslason und Wolfgang Schiffer

Aus: „Brennend fliegt ein Schwan“, Kleinheinrich Verlag 1997