Bewegung ins Offene

Vordergründig machen es einem sowohl die Gedichte als auch die lyrische Prosa von Andreas Noga leicht. Leider unterläuft es einem dabei, daß man sie überliest. Glücklicherweise haben Bücher eine gute Eigenschaft, sie laufen nicht weg und warten auf den Leser.

Andreas Nogas Gedichte zeugen von einer spielerischen, einer fast zweckfreien Verwendung der Sprache. Viel von dem zerebralen Aufwand, der nicht selten in der Gegenwartslyrik betrieben wird, um nur ja nicht in den Verdacht des Klischees oder der Gefühlslastigkeit zu geraten, erscheint nach der Lektüre dieses Bandes beinahe pathetisch. Ein immenser Witz ist seinen Gedichten zu eigen. Gelegentlich erinnern sie an Günter Eichs »Maulwürfe«, denen gleichfalls nichts heilig ist, alles aber wertvoll, weil verstörend, berührend. Noga geht reduktionistisch mit der Sprache um. Elegant umgeht er die Untiefen und sucht stets nach den kühlsten Stellen.

Der Rhythmus seiner Gedichte spielt, ähnlich wie bei seiner lyrischen Prosa, eine wichtige Rolle. Die Qualität und Häufigkeit der thematischen und sprachlichen („Ein Gedicht wird aus Einfällen gemacht“, Peter Rühmkorf), die semantischen Umfelder erfahren bei diesem Lyriker eine poetologische Aufladung. Er bedichtet die Alltagsszenerie, als würde ein Schleier über dem Text liegen, den man nicht lüften kann, der alles in die Ferne rückt.

Auch was seinen Vortrag angeht ist dieser Lyriker kein Lautsprecher. Noga spricht leise, aber mit Nachdruck und wirkt dabei sehr souverän, höflich und eloquent. Sprachgenau bringt er in stimmungsintensiven Bildern die Natur zum Sprechen. Ohne Pathos, ohne Klage entsagt er rostig gewordenen Utopien und lotet die Untiefen des gegenwärtigen Weltzustandes auf. Anders als sonst in zeitgenössischen Gedichten gängig, spricht sich ein Ich mit größtmöglichem Abstand zum Lyriker aus.

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15. Januar 2011, Heimspiel von Klaus Krumscheid, mit Andreas Noga

Rheintor, Linz – Anno Domini 2011, Edition Das Labor 2011

Limitierte und handsignierte Auflage von 100 Exemplaren

Exemplar 1 – 50 liegt ein Holzschnitt von Haimo Hieronymus bei.

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Photos der Reihe im Rheintor und der Veranstaltung in Kunstverein Linz. Einen Essay zu den Aktionen im Rheintor finden Sie hier.