Arbeitsklima: Vertrauen ist gut, mehr Vertrauen ist besser
30. Januar 2012 in von Experteer>
Ein wichtiger Grundsatz gesunder Unternehmenskultur ist Vertrauen. Im Arbeitsalltag stellt sich das häufig als schwierig heraus, denn zahlreiche Manager sehen mehr Gefahren als Chancen im Berufsalltag. Einer gesunden Vertrauensbasis ist das nicht zuträglich und es kann in eine regelrechte Kontrollwut münden. Aus Sicht vieler Manager birgt mehr Vertrauen auch größeres Fehlerpotential. Doch die Erfahrung zeigt, dass sich dieses “Risiko” meist auszahlt.
Selektion an der Stempeluhr
Beim Aufschlagen der Zeitung häufen sich die Beispiele: Mitarbeiter eines Discounters werden durch versteckte Kameras bis auf die Toilette bespitzelt, ein Mittelständler lässt krankgemeldete Mitarbeiter von einem Privatdetektiv ausschnüffeln usw. Der Karrierecoach Martin Wehrle veranschaulicht diese vielerorts vorherrschende Problematik anhand eines vereinfachten Beispiels – die „Selektion an der Stempeluhr“: Die einfachen Mitarbeiter stehen in Reih und Glied; sie müssen sich einstempeln. Die Führungskräfte genießen Vertrauensarbeitszeit; sie spazieren an der Stempelmaschine vorbei.
Seiner Meinung nach gibt es in einer gesunden Unternehmenskultur zwei Möglichkeiten: „Entweder stempeln alle – oder keiner. Wenn eine Firma aber nur die Führungskräfte als Mitarbeiter und alle anderen als Gegenarbeiter behandelt, dann wird sie auch Gegenarbeiter bekommen.“ Wehrles Beispiel lässt sich nicht unumwunden unterschreiben, da Fach- und Führungskräfte grundsätzlich ein höheres Gehalt bekommen, dafür aber auch häufig Überstunden nicht bezahlt werden, was die Stempeluhr ohnehin überflüssig macht.
Erhöhtes Gefahrenbewusstsein bei Managern
Man kann die Stempeluhr aber als Metapher für den Unternehmensalltag sehen. Denn auch in der Führungsmannschaft ist Misstrauen häufig verbreitet. Der Grund: Die meisten Manager sehen häufig eher Gefahren als Chancen im täglichen Geschäft. Das trifft natürlich auch auf die eigenen Mitarbeiter zu; und denen werden immer unwichtigere Aufgaben zugewiesen, während die wichtigen Entscheidungen zur Chefsache erklärt werden. Ein Teufelskreis. Denn von Mitarbeitern ohne Verantwortung ist es über mangelnde Motivation kein weiter Weg bis hin zur Unproduktivität. Doch andersherum bedeutet dies ebenso: Vertrauen in die Mitarbeiter zahlt sich in den meisten Fällen aus.
Unterm Strich bleibt zu sagen, dass Manager, die ihren Mitarbeitern ein erhöhtes Maß an Vertrauen entgegenbringen – etwa in Form von Verantwortung, oder Gleitzeiten – zwar ein gesteigertes „Risiko“ eingehen was Fehlerpotential oder Vertrauensmissbrauch angeht. Aber in den seltensten Fällen wird ein Mehr an Vertrauen seitens der Manager von Mitarbeitern ausgenutzt. Im Gegenteil: Die Erfahrung zeigt eher, dass mehr Vertrauen nicht nur dem Arbeitsklima dienlich ist, sondern auch die Arbeitsmoral und somit die Produktivität des Unternehmens positiv beeinflussen kann.