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Kritik

Bumsti und die prekären Eliten: Koschorke zu Hitler

Hamburg

Albrecht Koschorke, einer der interessantesten Theoretiker zum Narrativ, entwirft im vorliegenden Band Adolf Hitlers »Mein Kampf« dieses – bzw. die Poetikdes Nationalsozialismus. Beginn: ein „amorphes Gemenge von Fakten, Tendenzen und Mutmaßungen” plus hinreichend „Unartikuliertheit”. Wer Nazis will, muß Dummheit generieren.

Ist sie gegeben, bedarf es des Triggerns – einst bei Karl Kraus: Bumsti!, nicht grundlos heute dies der Spitzname Straches  –, damit sie sich „zirkelförmig” ausbreitet. Wichtig hier sind die Projektierer, eine Kaste nicht approbierter Quasiintellektueller, manchmal den Approbierten voraus, manchmal Scharlatane, beides kaum trennbar: „Die Geschichte des Scharlatans ist die Vorgeschichte der Wissenschaft”, wie Rawert es in der FAZ einmal formulierte. „Emblemfigur” dieser „prekären Eliten” sei „der Pamphletist”. In der Folge pflanzt sich dies vor: Anliegen und „Inklusionsverfahren” eines dabei werdend.

Inkludierend ist auch die Psychologie ... warum präsentiert sich Hitler (fast wahrheitsgemäß) in seinem Machwerk nicht als von Beginn an fanatischer Antisemit? – Es geht gegen die „mitmenschlichen Bedenken”, die er karikiert, er habe, hätte sie auch gehabt... Die Verquickung von Profit, Machtrausch und narrativer Verzahnung, die Koschorke so und noch weiter entwirft, Schritt um Schritt, ist knapp wie akkurat. Eine wesentliche Handreichung ist das Buch, weil einem die Muster heute wieder begegnen.

Albrecht Koschorke
Adolf Hitlers »Mein Kampf« / Zur Poetik des Nationalsozialismus
Matthes & Seitz
2016 · 92 Seiten · 10,00 Euro
ISBN:
978-3-95757-281-3

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