Das Licht - ein Gedicht
Aus einer Erscheinung, die uns alltäglich umgibt, die Tag und Nacht vielfältig strahlt, als Himmelskörper, als Lampen, als Straßenlicht - aus einer Unzahl leuchtender, physikalischer, psychischer Varianten hat der Münchener Dichter Ludwig Steinherr einen „Lichtgesang“ komponiert, der die poetische Summe dessen zieht, was unser Leben auf diesem Planeten erleuchtet.
Das Leuchten erscheint in unendlich vielen Erscheinungsformen, die jeweils ihre eigenen Eigenschaften besitzen. So wird es plötzlich zu einer Kraft, die „den Heiligen die Kleider vom Leib reißt, so dass sie nackt am Trafalgar Square dastehen, „als Wahnsinnige vor den Augen der Welt“.
Doch Zweifel des Dichters schleichen sich ein: „All meine Gedanken über dich sind falsch / so kann ich ebenso Narrheit reden“. Der Kosmos der Gedanken umkreist das Licht, es wird zum All-Erfinder der Phänomene des Seins, das sich in endlichen Bildern spiegelt: „Wahrheit über Wahrheit – / Doch nichts klingt so wie deine Stimme, o Licht / wenn du zu mir sprichst!“
Das Licht wird zum Phänomen der Existenz, die sich in unzählige Einzelheiten auflöst. Und dann wieder einem Vorhang gleicht, der die Beschränkung des Schauenden in seinen irdischen Umkreis zurückwirft. „Selbst deine große Sonnenfinstrnis sah ich nur / durch eine geschwärzte Brille“.
Unendlich viele Varianten des leuchtenden Phänomens lässt Steinherr durch seine Verse wandern. Die Mannigfaltigkeit der leuchtenden Substanz verleiht der irdischen wie der kosmischen Existenz immer neue Varianten der Schöpfung. Die Phantasie, die Steinherr aus der Wirklichkeit der Natur schöpft und mit dem Unvergänglichen des Lichts verbindet, wird auf diese Weise zum Grenzenlosen.
Und kehrt zugleich in die Gegenwart des Autors ein: „…an diesem gewaltigen Sommermorgen / an dem München weithin rauscht“. An anderer Stelle heißt es dann: “Jetzt bist du fort – die Großstadt liegt verlassen / wie ein Opfer in einer dunklen Lache / in der sich böse Sterne spiegeln“.
Die Gedankenvielfalt des Autors ist schier unendlich, er durchstreift, immer im Feuer des Lichts, die grenzenlosen Felder des Universums, errichtet gleichsam eine zweite Schöpfung, in der sich Wirklichkeit und Phantasie die Hand reichen.
Die elf Seiten von Steinherrs „Lichtgesang“ werden begleitet mit der Übersetzung des Opus ins Englische des Dichters Paul Henri Campbell, sowie einem aus dem Englischen ins Deutsche übertragenen Nachwort desselben Autors.
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