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Kritik

"Vom Flattern // Ins Erhabene" · Ingolds Mallarmé-Fortschrift

Hamburg

In seinem neuen und, ich sage es gleich, wunderbaren Gedichtband Fortschrift, einem Gedicht in fünfzehn Würfen, gelingt Felix Philipp Ingold eine wunderbare Schwebe zwischen dem, was ihm nicht als Sinn sich konstituiert, sondern in Form und Wort zufällt, was er aber kohärent ordnet; wobei das Zufallen das Material wie das Prinzip betreffend Mallarmé meint.

Mallarmé beschäftigte Ingold schon öfters, ebenso mit und an diesem das Zufallen: Wäre das zu Bezeichnende Zufälliges, wäre dies paradoxerweise gegeben, daß, wenn das Zeichen zufällig wäre, der Text stimmte, intenstionslos, wo Sinn trivial ist. Dies – diese Berührung oder Provokation – was riefe sie hervor? – ist vielleicht bei Mallarmés Würfelwurf-Exerzitien die Pointe, daß das Uneigentlichste in ihnen sich eigentlich sagt: „Hermetisches Gelingen […] wäre Glück”, in diesem Kontext, das Geheimnis dahinter „existiert” notwendigerweise „nicht […], doch dieses […] Geheimnis »wäre die Wahrheit gewesen«”, so mit Mallarmé Felix Philipp Ingold 2000 in einem Essay.

Nun also das Gedicht, stotternd das Ist thetisch riskierend, wo Sprache sonst meint, was sei:

                          „Der Flügel kommt
vom Flattern     ins Erhabene.”

Was ist, ist „eins […]/ mit dem reglosen Zeiger”, als „Ragen”, was ist, sei nicht, was ist, ist als das Zeichen, das ist, wo nichts sei..:

„»Na und?« – »Na ja!«”

  „War es das?
              Ist endlich Schluss?

Sperrig, aber zugleich notwendig und schwebend beginnt sich so alles zu entfalten: Wortmagie, doch aufgeklärte; wer sich den Band nicht ansieht, dem wird womöglich Entscheidendes nicht zufallen.

Felix Philipp Ingold
Fortschrift. Ein Gedicht in fünfzehn Würfen
mit einem Nachwort von Magnus Wieland
Ritter Verlag
2016 · 80 Seiten · 13,90 Euro
ISBN:
978-3-85415-548-5

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