Anzeige
Das Meer und der Norden     Streifzüge von Küste zu Küste     von Charlotte Ueckert
x
Das Meer und der Norden     Streifzüge von Küste zu Küste     von Charlotte Ueckert
Kritik

„Gesammelte Gesamtschwierigkeiten“

Hamburg

Kurt Drawert hat ein fulminantes Langgedicht vorgelegt, das nicht manches, sondern gleichsam fast alles umspannt; unter anderem, weil es auch erzählt, Gattungsgrenzen.

Reich ist es, voll von Subjekt-Objekt-Umschlägen:

     „Ich bin das Unglück von beiden Seiten seiner

Wirkungsgeschichte, der Jäger, ehe er tötet, und das Blut,
das er fordert.”

Es macht das Vergangene präsent und läßt Distanz zum Gegenwärtigen, es intensiviert sich durch Ironie samt Schlegel’scher Ironie der Ironie (inklusive „Fußnote”, „Fußnoten”…), aber mißtraut sich; es kreist um die Stelle „eines immer fehlenden Gottes”, halb blasphemisch, halb Gebet, fühlt, wie ein „Helikopter zer-/schneidet”, wodurch er fliegt; kann alles, auch, an sich selbst alleine zu scheitern, thematisiert seine Form („Binnenreim”), formiert sein Thema … und erliegt dem, was es erleidet, denn der „Tod ist eine Rache des Glücks”, aber geht dem Tod auch „entgegen”. Es fühlt das Endlose der Liebe dialektisch:

„Endlos ist meine Angst vor der Endlichkeit der Liebe”…

Zusammenfassen kann man diese „Verse und Sätze und gesammelten Gesamtschwierigkeiten” schwerlich, mit dem Deuten käme man an kein Ende, ein poetisches Möbiusband, worin alles lebt; aber was man in der Tat kann: Dieses Buch ans Herz legen, jedem, es ist eben: fulminant.

Kurt Drawert
Der Körper meiner Zeit
Gedicht
96 Abb.
C.H. Beck
2016 · 206 Seiten · 21,95 Euro
ISBN:
978-3-406-69801-9

Fixpoetry 2016
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Fixpoetry.com und der Urheber
Dieser Artikel ist ausschließlich für den privaten Gebrauch bestimmt. Sie dürfen den Artikel jedoch gerne verlinken. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Letzte Feuilleton-Beiträge