„Lücke / Zwischen Gesagtem”
Nora Gomringers Texte leben; und sie bereichern, was um sie lebt. Hat man in den letzten Jahren verabsäumt, dieser Stimme zu folgen, hat man sich um einiges an Wortreichtum, Gefühlsnuancierung, Sensibilität und auch Frohsinn gebracht; was nicht wiedergutzumachen ist, die Jahre sind dahin, gleichwohl kann man nun selbst dann, wenn man hier soviel verpaßte, doch mit der Nachlese beginnen.
Immer ist eine „Lücke / zwischen Gesagtem”, die diese Gedichte manchmal schließen; eher aber auftun: eine Suche nach dem Wort, das noch fehlt, der Frage, die noch ungestellt ist. Und selbst da, wo die Frage gestellt und einigermaßen hinreichend beantwortet ist, gibt es, siehe Benjamin, noch die „Nachreife”, daß also die Antwort nicht mehr stimmt, das Wort eines neuen, anderen harrt. Auch das berichten diese großartigen Texte, die hier denn auch fortgeschrieben sind, also nicht mehr überall ganz jene sind, die man kannte: So, wie sie nun sind, schreibt Nora Gomringer gleich zu Beginn, „besitzen sie derzeit ihre Gültigkeit”, das ist viel, aber, man ahnt es, der Dichterin irgendwann auch wieder nicht genug, „hü und hott”...
Man klinke sich ein, man lese und frage und antworte mit, wer es bislang nicht tat, der tue es endlich, wer Nora Gomringers Texte kennt, will sich ohnehin nicht darum bringen: Diese Gedichte sind Abenteuer, die man nicht verpassen darf.
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