Spiegelschreibe
„ … Die Frage ist nur, welchen Erkenntniswert Cottens Spiegelkabinett für den hat, der mit ihrer Sprache nichts anfangen kann. Fortwährend erfindet sich die an keinerlei Handlung interessierte Erzählerin imaginäre Gesprächspartner, narrative Spuren werden sofort verwischt. "Der schaudernde Fächer" ist ein Sprachkunstwerk, das seine Qualitäten komplett aus Dichtung und Sprachkunst schöpft. Die Assoziationsketten, die die Erzählungen durchziehen, sind wie Schmuckstücke, an denen Perlen hängen wie die folgende: "Dass Liebe eine absichtliche Verirrung ist, weiß ich. Ich dachte aber immer, sie sei eine Verirrung in die Wahrheit aus einem Labyrinth von gesellschaftsformenden Lügen."
Geschult ist Cottens Lyrikprosa an der japanischen Literatur, durch deren Lektüre sie zu einer Unbefangenheit im Ausdruck fand, die abstrakte Verbindungslinien zwischen den Gedankenflügen über die Wiedererkennbarkeit realistischer Tableaus stellt. In "Der schaudernde Fächer" hat Cotten das Leben für die Kunst fruchtbar gemacht; mit Gedanken, die in der Wirklichkeit zu gar nichts führen, in der Literatur aber in ein Sprachabenteuer.“
Thomas Andre aktuell im SPIEGEL über das neue Buch von Ann Cotten: Der schaudernde Fächer, erschienen bei suhrkamp.
Lesenswerter Tip zum Buch: was Martina Hefter in den Signaturen schreibt.
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