Dandy
Beau Brummel
Carsten Hueck stellt im Deutschlandradio Kultur das neue Buch von Michel Onfray: Leben und Tod eines Dandys. Die Konstruktion eines Mythos vor:
„Junge Leute, die durch extravagante Kleidung und manieriertes Gehabe auf sich aufmerksam machen, bezeichnet man gerne als Geck oder Stutzer. Während diese beiden Vokabeln mit einer gewissen Herablassung gebraucht werden, spricht aus ihrem britischen Pendant "Dandy" Faszination. Der Dandy hielt bereits Mitte des 18. Jahrhunderts Einzug in die Kulturgeschichte.
Ursprünglich war er ein Mann, der sich - im Gegensatz zur französischen Hofkultur - zwar geschmackvoll und sauber, aber schlicht zu kleiden wusste. Der keine Perücke trug und seine Wangen nicht puderte. Bald aber bezeichnete Dandy einen Typus, der sich - vor dem Heraufziehen des industriellen Zeitalters - durch das Bewusstsein eigener Exklusivität, verfeinerte Lebensart, extravagantes Auftreten und die Kultivierung von Witz und Bonmots auszeichnete.
Als sein Prototyp gilt der 1778 in London geborene "Beau" Brummel.
…Der Schriftsteller Jules Barbey d'Aurevilly brachte vier Jahre nach Brummels Tod sein Buch "Über das Dandytum" heraus. Der extravagante Antidemokrat und Modernekritiker tat so, als habe er Brummel gekannt. Er legte den Grundstein für eine Theorie des Dandyismus. Bei Barbey d'Aurevilly wird der Dandy zum Konzept, zu einem Typus, der sich von "einer Gesellschaft voller Falschheit" absetzt. Baudelaire entwickelte diesen Mythos bald darauf weiter, für ihn verkörpert der Dandy die Huldigung der eigenen Person, das Bewahren einer seltenen und wertvollen Individualität.“
Michel Onfray: Leben und Tod eines Dandys. Die Konstruktion eines Mythos. Aus dem Französischen von Stephanie Singh. Steidl Verlag, Göttingen 2014
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