Professor of Poetry
Geoffrey Hill (Quelle: E-Verse Radio)
Man hat ihn den ‚dichtesten‘ unter den lebenden englischen Lyrikern genannt (Harold Bloom) und den europäischsten von allen (George Steiner): Geoffrey Hill, Jahrgang 1932, der soeben mehr als ein halbes Jahrhundert poetischer Präsenz mit dem Ehrenamt des Oxforder „Professor of Poetry“ und mit einer großen Gesamtausgabe seiner Werke krönt. Im Echoraum dieser Dichtung begegnen sich englische und kontinentale Geschichte, politische Denker und Barockdichter, verfolgte Poeten aller Zeiten und Männer des deutschen Widerstands. Hills Bilder sind gewaltsam, seine Elegien schneiden ins Fleisch. Seine Teilhabe an der europäischen Tradition hat nichts Museales: Sie schlägt den Bogen von den Rosenkriegen hinüber nach Verdun und zur KZ-Welt. Seine Dichtung ist zugleich intellektuell und sinnlich, erinnerungsschwer und aufrüttelnd, und nicht zuletzt formal brillant.
Im Gespräch mit Ralph Pordzik (Lyriker, Verfasser von Erzählprosa und Prof. für Anglistik an der Universität Würzburg) präsentiert Werner von Koppenfels seine Übersetzungen aus dem Hill´schen Gesamtwerk am Momntag, den 07.07. im Lyrik Kabinett München um 20 Uhr.
Among the slag remonstrances of this land
memory reinterprets us, as with
a Heraclitean emblem. On a sudden;
sunslanting rain intensifies, the roses
twitch more rapidly, flights of
invisible wing-roots lift
from the lighter branches; a purple sky
ushering a rainbow. Now it is goneInmitten schlackiger Proteste dieses Landes
legt uns Erinnerung aufs neue aus, wie durch
ein Heraklitisches Emblem. Mit einem Male fällt
die Sonne schräger im verstärkten Regen, rascher
zucken die Rosen, Schwärme
unsichtbar beschwingter Wurzeln heben sich
von den erleichterten Zweigen; ein Purpurhimmel
weist einem Regenbogen seinen Platz. Schon ist er fort.
aus: Für die Ungefallenen. Ausgewählte Gedichte 1959-2007.
Aus dem Englischen von Werner von Koppenfels, Edition Lyrik Kabinett bei Hanser 2014
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