Junge Stücke
Buchcover
Christian Baron rezensiert für die nachtkritik einen Band zur „jungen deutschen Dramatik“:
"Junge Stücke" betitelten die Theaterwissenschaftler Andreas Englhart und Artur Pełka den von ihnen herausgegebenen Sammelband, der auf einer internationalen Fachtagung zur Situation und zu den Theatertexten insbesondere deutschsprachiger Jungdramatiker beruht. Schon in der Einleitung bescheinigen sie den Autoren "eine breite dramenästhetische Vielfalt". Sie konstatieren aber auch, dass sich die Spielhäuser textlichen Nachschub "auffallend häufig" von Absolventen der Studiengänge "Szenisches bzw. Kreatives Schreiben" holen. Engelhart und Pełka erscheint es dabei jedoch ausnehmend wichtig, den Nachwuchs vor den in der Debatte schwelenden Vorwürfen von formaler Diffusität und inhaltlicher Bedeutungslosigkeit in Schutz zu nehmen.
So sei es "fast unfair und ein bisschen gemein", den Talenten ihre privilegierte soziale Herkunft vorzuwerfen. Zumal die Stadttheater durch miserable Arbeitsbedingungen ohnehin systematisch all jenen das Ankommen im künstlerischen Beruf erschweren, die keine finanzielle Unterstützung durch die Eltern erhalten können. Überdies habe es diese "pragmatische Generation" schwer, in Nachfolge der aufsässigen Klassiker von Schiller bis Büchner oder der 68er "eine in der Rebellion sich dialektisch ausprägende, eigene Identität zu finden". Dass sie genau danach händeringend suchen, zeigen die zahlreichen sich anschließenden Analysen und Interpretationen …
Wenngleich Hans-Peter Bayerdörfer den jungen Stücken eine "magmatische Formenvielfalt" zwischen "gezieltem Experiment und nicht weniger gezieltem inhaltlichem Engagement" attestiert, belegen die im Buch versammelten Texte doch die Thesen des prominenten Dramaturgen Bernd Stegemann, der in seiner "Kritik des Theaters" (2013) gegen die seiner Meinung nach vorherrschende postmoderne Darstellungs- und Inszenierungspraxis wütet, welche vor der Komplexität des Kapitalismus kapituliere und nach dem Motto verfahre: "Man kann nichts mehr aussagen, aber das sieht sehr schön aus."
Andreas Englhart, Artur Pełka (Hg.): Junge Stücke. Theatertexte junger Autorinnen und Autoren im Gegenwartstheater. Transcript Verlag, Bielefeld, 2014
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