Masken im Surrealen
Toni Saulnier (1926-1968) A Paris, rue Jacob, le dîner des collectionneurs de têtes, 1966 Fotomechanische Reproduktion, publiziert in »L’art nègre«, Paris Match, 21. Mai 1966
Der Surrealismus und die primitive Kunst - Eine Wahlverwandtschaft. Noch bis zum 5. Oktober läuft diese Ausstellung in der Fondation Pierre Arnaud.
Mit der Ausstellung „Surrealismus und primitive Kunst“ eröffnet die Fondation ihren Zyklus der Sommerausstellungen. Dieser verfolgt das Anliegen, die westliche Kunst mit der außereuropäischen Kunst in einen Dialog zu bringen. Jede Zivilisation bringt eine eigene Kunst hervor, die einzigartige Werte und Bedeutungen transportiert. Es ist gerade diese Begegnung oder Gegenüberstellung von zwei Kunstauffassungen, die sehr fruchtbar und reich an Bedeutungen ist. Die primitive Kunst faszinierte die westlichen Künstler Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Fauvisten und die Kubisten waren die ersten, die dem Charme der afrikanischen Kunst erlagen. Sie fanden in ihr eine neue Kühnheit und Freiheit, welche ihr eigenes Schaffen inspirierte.
Die nächste Generation, jene der Surrealisten, war zutiefst erschüttert durch die Grausamkeit des Ersten Weltkrieges, der auf seinem Weg die westlichen Werte hinwegfegte. Die Verletzungen mussten versorgt, die Welt wieder aufgebaut und eine neue, andere, Kunst erfunden werden, die sowohl in ihrer Form wie auch in den angesprochenen Themen revolutionär ist. Die Surrealisten versuchten, eine „andere“ Kunst zu erzeugen, die sie in sich selber fanden, in ihren Träumen und in den Tiefen der menschlichen Seele, welche die Psychoanalyse erst gerade anfing zu entdecken.
Jedoch ist „anders“ auch oft ein Synonym für anderswo. Viele surrealistische Künstler, so zum Beispiel André Breton, sammeln Werke der ozeanischen, afrikanischen, Maya- oder Eskimo-Kunst. Noch nie gesehene Formen, geheimnisvolle Symbole, mysteriöse Rituale, ein puristischer Stil – die „primitiven“ Kunstwerken bringen einen neuen Wind in ihre eigenen Kreationen. (hier ein weiterführender link zu Kunst und Mythos)
Die Ausstellung zeigt, wie die Surrealisten sich vom Reichtum der primitiven Werke haben inspirieren lassen, ohne jemals dem Versuch der einfachen Weiterführung oder der getreuen Imitation zu erliegen. Masken, Alltagsgegenstände, Architekturelemente haben sie bereichert, wie ein fruchtbarer Boden, und ihnen den Mut gegeben, die bestehenden Normen durcheinander zu bringen und gewisse Verbote zu durchbrechen.
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