Der Abschied
Paul Herwig in: Der Abschied. 2014 © Salzburger Festspiele / Bernhard Müller
Sven Ricklefs rezensiert im Deutschlandfunk das Theaterdebüt von Walter Kappbacher: „Der Abschied“, ein Stück über den Dichter Georg Trakl, das nun im Rahmen des "Young Directors Projects" der Salzburger Festspiele unter der Regie von Nicoals Charaux und mit Paul Herwig in der Hauptrolle angelaufen ist.
"Kunst, so habe ich vor Jahren einmal gelesen, soll das Chaos bewältigen..."
Die Kunst hat es nicht bewältigt: Nicht das äußere Chaos jener Welt vor 100 Jahren, die sich selbst in einem barbarischen Krieg nie gekannten Ausmaßes zerstören sollte und nicht das innere Chaos des Dichters Georg Trakl, dem der zweitägige Fronteinsatz als Sanitäter in der Schlacht bei Grodek 1914 reicht, um ihm das Grauen in seinem ganzen Ausmaß vor Augen zu führen. Sein Versuch, sich zu erschießen, wird im letzten Moment von einem Kameraden verhindert. Zur Beobachtung seines Geisteszustandes wird er in den sogenannten Irrentrakt des Garnisonshospitals in Krakau eingeliefert. Für den Monolog, den der Salzburger Autor und Büchnerpreisträger Walter Kappacher nun seinem Trakl in den Mund gelegt hat, um ihn durch seine letzten Tage vor seinem Tod am 3. November 1914 durch eine Überdosis Kokain zu begleiten, für diesen Monolog hat sich der junge Regisseur Nicolas Charaux eine starke Spielsituation geschaffen. Auf einem runden, spitz zulaufenden Untergrund steht da schräg eine zu den Seiten hermetisch geschlossene und nach oben offene Zelle im Raum. Und aus ihr wird sich zu Beginn dieser Salzburger Uraufführungsinszenierung dieser Trakl befreien: Mit einer Axt schlägt er sich brachial ein Loch in die Wand, um sich schüchtern fast, vorsichtig ans Licht zu trauen in seinem merkwürdigen zottigen Pelzmantel."
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