Zerstörung der Arbeiterkultur
Hans Bresler: Proletarierin beim Baden des Kindes. Um 1930. Quelle: Deutsche Fotothek
Am 14.11. und am 15.11. findet in der VHS Brigittenau, Raffaelgasse 11-13, 1200 Wien, die internationale Tagung „Die Zerstörung der Arbeiterkultur durch Faschismus und Nationalsozialismus (in memoriam Herbert Exenberger)“ statt. Veranstaltet u.a. von der Theodor Kramer Gesellschaft. Sie ist Herbert Exenberger gewidmet, der vor fünf Jahren gestorben ist und der als Archivar, Autor und Historiker unermüdlich dazu beigetragen hat, die Erinnerung an die Arbeiterkultur wachzuhalten. Doch was ist, was war die Arbeiterkultur? Wie kann sie beschrieben werden? In welchem gesellschaftlichen und historischen Kontext hat sie gewirkt? Wer waren ihre AkteurInnen? War oder ist sie Aneignung der „Hochkultur“ durch die ArbeiterInnen, Selbstverwirklichung durch Kreativität und in der erkämpften Freizeit, kollektives und individuelles Streben nach Wissen und Solidarität oder ist sie Bildung einer Gegenkultur? Bedenkt man die Biographien derer, die das Projekt Arbeiterkultur durch ihre Tatkraft, ihren Wissenshunger, ihre theoretischen Appelle vorantrieben und begleiteten, beginnt man zu überlegen, ob Faschismus und Nationalsozialismus nicht unerheblich zur Zerstörung der Arbeiterkultur beigetragen haben. Diese Zerstörung erfolgte durch Umfunktionierung und Enteignung, durch Ermordung und Vertreibung der führenden Köpfe, durch Demütigung und Verführung der einst aufrecht Strebenden, durch den Terror gegen alle Intellektualität, die kritisch zu unterscheiden suchte.
Vortragende wie Ulf Birbaumer, Barbara Blaha, Traude Bollauf, Jürgen Doll, Paul Dvořak, Alexander Emanuely, Margit Franz, Vera Freud, Wolfgang Fritz, Eva Geber, Konstantin Kaiser, Heinz Kienzl, Primus Heinz Kucher, Sabine Lichtenberger, Andreas Marquet, Klaus Dieter Mulley, Yves
Müller, Andrea Neugebauer, Marcus G. Patka, Lisa Sinowatz, Irene Suchy, Harald Troch, Derek (Fritz) Weber, Christian Zech werden die Zeit vor und zwischen 1934 und 1945 beleuchten. Sie werden auch darstellen, wie nach der Befreiung die Rückkehr oder das Wiederauftreten von AkteurInnen
der Arbeiterkultur von Erfolgen und Misserfolgen geprägt wurde und wie die Konstitution/Konstruktion neuer sozialer Identitäten auf die nur noch spärlich vorhandene Arbeiterkultur eingewirkt haben.
Um die Kulturarbeit von David Josef Bach und seiner Arbeiter-Symphoniekonzerte zu würdigen, werden am 14.11. um 19h30 die Wiener Polyphoniker Werke von Anton von Webern, Karl Amadeus Hartmann und Dimitri Schostakowitsch spielen.
*Kooperationen
Die Tagung wird von der Theodor Kramer Gesellschaft organisiert und steht unter dem Ehrenschutz von Bundesministerin für Bildung und Frauen Dr. Gabriele Heinisch-Hosek sowie MEP und Vorsitzender der Volkshilfe Univ.-Prof.Dr. Joe Weidenholzer. Die Tagung konnte dank der Kooperation zwischen der Theodor Kramer Gesellschaft, der Volkshochschule Brigittenau, dem Institut für Geschichte der Gewerkschaften und Arbeiterkammern/AK Wien, den Wiener
Vorlesungen, dem Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB), dem Republikanischer Club – Neues Österreich, der Paul Lazarsfeld-Gesellschaft für Sozialforschung, dem Verein zur Förderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur, der Bezirksorganisation Brigittenau des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen verwirklicht werden.
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