„Wohin sollten wir nach der Befreiung?“
Eine Wander-Ausstellung des International Tracing Service (ITS) Bad Arolsen, die nach Frankfurt am Main an 12.02.2015 im Stadtmuseum Weimar gastiert.
Mit der Ausstellung „Wohin sollten wir nach der Befreiung?“ lenkt der International Tracing Service (ITS) den Blick auf das Schicksal Überlebender der NS-Verfolgung, des Holocaust und der Zwangsarbeit, die von den Alliierten „Displaced Persons“ (DPs) genannt wurden. Nach der Befreiung mussten sie zunächst im Land der Täter von den Alliierten versorgt, aber auch verwaltet werden – und das verlangte eine ganz besondere Administration. Mehr als zehn Millionen DPs befanden sich nach 1945 in Europa. Die eigens eingerichteten DP-Camps wurden für sie zu Zwischenstationen.
Die Überlebenden rangen darum, das Erlittene zu bewältigen und sich zugleich auf die Zukunft zu orientieren. In den DP-Camps etablierten sie nach und nach diverse Strukturen, die den außerordentlichen Lebenswillen der Menschen dokumentieren: von der Selbstverwaltung über politische Parteien, Presse, Theater, Schulen, Kindergärten bis hin zu historischen Kommissionen, die sich mit der Aufarbeitung der Vergangenheit befassten.
In den DP-Camps standen die Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen und der Fürsorgeeinrichtungen der Alliierten vor vielschichtigen Herausforderungen: Zunächst benötigten die Menschen vor allem Nahrung, Obdach und Kleidung, außerdem medizinische Hilfe. Später ging es um die „Rückführung“ der DPs in ihre Herkunftsländer und die Unterstützung von mehr als drei Millionen DPs bei der Emigration. Dabei galt es auch zu unterscheiden, wer zum Beispiel als ehemaliger Kollaborateur mit dem NS-Regime versuchen wollte, die Hilfsstrukturen für seine Zwecke zu missbrauchen.
Die Ausstellung „Wohin sollten wir nach der Befreiung?“, die aus Mitteln der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) gefördert und von einem internationalen Expertengremium wissenschaftlich begleitet wurde, widmet sich in zahlreichen Stationen verschiedensten Aspekten der DP-Geschichte: So werden einzelne Biografien und Lebenswege mit den Strategien verwoben, welche die Alliierten damals verfolgten. Die Ausstellung ergänzt, bündelt und begleitet die Forschung, die sich bisher vor allem auf einzelne Camps oder einzelne Gruppen Überlebender konzentriert hat.
Parallel zur Ausstellung geht ein DP-Camp-Verzeichnis des ITS online, das alle bisher bekannten DP-Camps und Free Living Groups von DPs in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands erfasst. Neben Informationen zur genauen Lage enthält es unter anderem Angaben zur Verwaltung, der Dauer des Bestehens und zu den Nationalitäten der Bewohner. Sowohl die Ausstellung als auch das DP-Camp-Verzeichnis basieren in weiten Teilen auf Dokumenten, die im Archiv des ITS über die individuellen Schicksale und die humanitäre Arbeit der Alliierten lagern.
Neuen Kommentar schreiben