Das rechte Maß
Buchcover: Metrik & Kulturpolitik
Johannes Schmidt bespricht auf literaturkritik.de „das rechte Maß“:
„Bunia geht von einer Irritation aus, die man durchaus nachempfinden kann: Wie kommt es, dass die Literaturwissenschaft – durch ihren Gegenstand zu ewiger Ungenauigkeit verurteilt – sich einbildet, einen Teilbereich mathematischer Exaktheit zu besitzen, nämlich die Metrik, wenn bei genauerem Hinsehen doch auch hier alles vor traditioneller Willkür wimmelt? Welche notwendigen Gründe machen einen Blankvers zu einem fünfhebigen Jambus statt zu einem Trochäus mit Auftakt und männlicher Kadenz? Auf welche Weise überträgt sich das ,quantitierende‘ Muster des lateinischen Hexameters auf sein ,akzentuierendes‘ deutsches Pendant? Wieso klingen zwei vermeintlich gleich definierte Verse bei zwei Dichtern so vollkommen anders, dass man nach kurzem Zuhören einen Blankvers aus Lessings „Nathan“ von einem aus Schillers „Wallenstein“ unterscheiden kann? Kurzum: Wie kommen all diese Inkonsistenzen zustande, auf die der wache Leser deutscher Verslehren immerzu stößt, wenn doch alles mit abzählbarer Präzision vermessbar ist?“
Remigius Bunia: Metrik und Kulturpolitik. Verstheorie bei Opitz, Klopstock und Bürger in der europäischen Tradition. Ripperger & Kremers Verlag, Berlin 2014.
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