Labyrinthischer Abgrund
Carola Ebeling bespricht heute in der ZEIT den bei Septime erschienenen Romans "Aliide, Aliide" von Mare Kandre.
„Mit Aliide, Aliide, im Original schon 1991 erschienen, ist eine hierzulande fast unbekannte Autorin zu entdecken, die in Schweden als eine der wichtigsten Vertreterinnen ihrer Generation gilt. Es ist Kandres fünftes Buch , die 1984 mit gerade mal 22 Jahren debütierte und von der schwedischen Kritik als "Entdeckung des Jahrzehnts" gefeiert wurde. Bis zu ihrem Tod veröffentlichte sie elf Bücher und schrieb auch mehrere Theaterstücke. Seit 2006 wird der Mare-Kandre-Award verliehen.
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Erstaunlich ist die zeitgenössische Rezeption. In keiner der Rezensionen wird ein sexueller Übergriff als Ursprung des kindlichen Leidens thematisiert. Kandre hatte erneut eine Grenze überschritten, doch wurde dieser Übertritt 1991 ignoriert. Da lobten die Kritiker beiderlei Geschlechts die kunstvoll und sprachmächtig gestaltete "Paranoia" eines Kindes. Da sah man den "mysteriösen Höllenabgrund" – und was verbarg sich darin?“
Mare Kandre: "Aliide, Aliide". Aus dem Schwedischen von Isabelle Wagner. Septime Verlag, Wien 2015.
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