Anachronistisches Zeiten
Alle Großen haben sich in ihren Werken wiederholt. Und so, und nicht anders, wurden sie das, was man „einmalig“ nennt.
Alfred Grünewald
Der Wiener Autor Alfred Grünewald (1884-1942) ist mit seinem umfangreichen Werk – mehr als zwanzig Bände – heute weitgehend vergessen, auch wenn der 1996 veröffentlichte Band „Ergebnisse“, der ihn als Aphoristiker in der Nähe von Karl Kraus zeigte, weithin Beachtung fand. Der nun gerade im Bochumer Universitätsverlag Brockmeyer erschienene Band enthält eine schmale Auswahl aus seinen zwischen 1917 und 1941 in Zeitschriften und Zeitungen veröffentlichten Aphorismen, des Weiteren eine Auswahl aus den Essays und Feuilletons, und schließlich bisher ungedruckte Fabeln. Er wird eingeleitet durch einen biographischen Essay von Volker Bühn, der sich seit Jahren um das Werk Grünewalds bemüht und gleichzeitig eine Monographie zu dem Autor vorlegt, und abgeschlossen durch ein Nachwort des Aphorismusforschers Friedemann Spicker, der den Autor in die Literatur seiner Zeit einordnet. Im Anhang werden die genauen Textnachweise verzeichnet (Erstdrucke, Archive). Grafiken aus der Zeit Grünewalds und Fotos des Autors sind beigegeben.
Alfred Grünewald, porträtiert im Jahr 1910. © Abb.: Wien Museum
Einige Aphorismen von Alfred Grünewald:
Seine ungerechte Milde empört mich. Immer wieder verzeiht er mir, was ich nicht begangen habe.
Um das Chaotische zu schildern, bedarf es besonderer Disziplin.
Die besten Bücher sind jene, bei deren Lektüre nicht der Dichter dem Leser, wohl aber der Leser dem Dichter Geständnisse macht.
Theoretischer Ästhet: Er legt auf Anmut ein Gewicht.
Gestörtes Zwiegespräch: Nach unserem jähen Verstummen war die Stille verwirrend. Man verstand sein eigenes Schweigen nicht.
Der Neid hat immer sein Ressort. Die Erfolge des Bakteriologen lassen den ehrgeizigsten Trapezkünstler kalt.
Alfred Grünewald: Es gibt Zeiten,die Anachronismen sind. Aphorismen, Fabeln, Essays. Brockmeyer Verlag.
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