Flatter-Ich
Lesenswert: Anja Utler „Im Störfall: Flattern. Über die Erfahrung, ein langes Gedicht aufzusagen“ im suhrkamp logbuch:
„Für mein Verständnis ist dieser Spalt die Bedingung für das Gelingen einer Lyriklesung. Er rückt die sprechende Person vom Text ab. Der Körper wird damit zum Beispielkörper, der das Gedicht an sich zeigen kann. Dieses Abrücken (er-)löst das Gedicht. Es ist nicht Aussage eines spezifischen Individuums. Es flattert frei und es spricht x. X aber ist eine Leerstelle oder Lücke. So fordert dieser Spalt jene Operation heraus, ohne die es ›Gedicht‹ nicht gibt: Dass die Rezipientin sich ins Gehörte einsetzt, die Lücken probeweise ausfüllt, sich über die fremden Wörter hinweg selbst anspricht und die eigene Beziehung zum Gesagten auslotet. Instabile Trennungen, zwischen Autorin und Text und Publikum, die individuell realisierte, phasenweise Berührungen überhaupt erst ermöglichen.“
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