Margot Scharpenberg
EA ihres Debütbandes von 1957
Beim Durchstöbern der Buchregale gestern in die Hand gefallen. Ein schmaler Band Gedichte aus dem Piper Verlag, 1957 erschienen, „Gefährliche Übung“ von Margot Scharpenberg. Ein mir unbekannter Name und Grund genug hineinzublättern.
Dem Buch beiliegend noch eine Presseinfo des Verlags, als maschinengetippter Brief layoutet, in dem Dieter Lattmann, seines Zeichens Pressereferent des Verlags, folgendes mitteilt:
„An diesen Versen erstaunt vor allem eine spontane, ungekünstelte Modernität, sie sich nicht im Experiment verausgabt, sondern auch einfache lyrische Gebilde noch sicher beherrscht. Unsere Großstadtwelt mit ihren nervösen Rhythmen und kühlen Formen wird in diesen Gedichten durchdrungen von Erlebnissen und Ahnungen, die immer frisch und unauflösbar bleiben. Dieser glücklichen Synthese verdankt der Band seine durchaus undämonische, aber fühlbare Magie.“
Schon damals wurde also ein Spannungsfeld zwischen Experimentellem und „ungekünstelten“ Schreibweisen gefühlt – dem wir uns heute in vielen Poetiken endlich entwachsen zeigen.
FLÜCHTIG
Kind auf dem Rücken,
so schlepp ich die Zeit,
hänge sie, wenn ich raste,
zwischen zwei Pfosten ins Tuch.
Immer mit einer Hand
rühr ich die Wiege,
Es glaubt, wir gingen, und schläft.
Sei leise, unser Betrug
will den Augenblick retten.
Schreit es, dann müssen wir gehn.Aus dem Band: Gefährliche Übung, 1957.
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