Ausbruch der Freiheit: Nancys Erfahrung der Freiheit
Im neuen, in Wahrheit aber schon älteren und jedenfalls ausgesprochen wichtigen Band Die Erfahrung der Freiheit geht der minutiöse Denker Nancy einer spannenden, zentralen Frage auf den Grund, die sich als Aporie zunächst (und, soviel sei verraten, auch zuletzt) so darlegt:
„Das Denken ist für uns vielleicht das, was am freiesten ist. Die Freiheit aber ist das Faktum, das sich weniger als alles andere auf das Denken zurückführen lässt.”
Man könnte diese Verstörung scheinbar aufheben, indem man sagte, daß Denken eben kein Faktum, sondern faciens ist; wie aber würde der Denkende so kohärent sein (können), wie nämlich Teil dessen sein, was er denkt? „Das freie Denken der Freiheit” verweist auf die Freiheit des Denkens, aber eben auch die Frage, wie Souveränität sich einholen könne. Oder müßte Souveränität als Unfreiheit noch fallen, durch Denken und Freiheit?
„Das andere Denken allen Denkens – das nicht das Andere des Denkens ist, auch nicht das Denken des Anderen, sondern das, wodurch das Denken denkt – ist der Ausbruch der Freiheit.”
Einfach ist dieses Buch nicht; freilich bloß nicht einfacher als das Leben, das sich aber nur in dieser schwierigen Freiheit womöglich entfaltet. Darum ist das Buch lesenswert, wer aber lieber in der sattsam bekannten Höhle Platos bleiben will, verpaßt mit diesem Buch – einmal mehr – sein Leben.
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